Sonntag, 10. April 2016

[Rezension] Das Ende des Alphabets von C. S. Richardson

  • Taschenbuch: 144 Seiten
  • Verlag: Atlantik
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-13: 978-3455600100

Inhalt:
 
Als Ambrose Zephyr erfährt, dass er nur noch so viele Tage zu leben hat wie das Alphabet Buchstaben, packt er seinen alten Lederkoffer und macht sich mit seiner Frau auf den Weg zu den Orten ihrer Liebe: Sie beginnen bei A wie Amsterdam, dann Berlin, Chartre ... Doch kann die Sehnsucht und der Schmerz einem Alphabet gehorchen?


Der erste Satz:

           Dies ist eine unwahrscheinliche Geschichte.


Das sagt Lucy:

Paris spielt eine sehr große Rolle in diesem Roman, also beschloss ich die 144 Seiten mit in mein Handgepäck für meinen persönlichen Paris-Urlaub zu nehmen. Ich las den größten Teil des Buches auf der Rückfahrt und habe dies nicht bereut, denn so konnte ich nicht nur meine eigene Reise Revue passieren lassen, sondern konnte mich von der Nostalgie, der Sehnsucht und der Symbolträchtigkeit, die dieses Buch ausmachen, miziehen lassen. Das Leseerlebnis glich dabei einem Kurztrip durch Städte, Kulturen, Kunst und das Leben des Ehepaars Abrose Zephyr und Zappora Ashkenazi, das man in tagebuchartig geschriebenen Rückblenden zusammenpuzzeln kann.

Der Schreibstil war es tatsächlich auch, in den ich mich als Erstes verliebt habe. Er hatte etwas Leichtes und Kurzweiliges, dennoch Poetisches, das mich die Seiten wie im Flug, schmunzelnd und sehnsüchtig nach mehr umschlagen ließ. Und als die letzte Seite umgeblättert war, stellte ich fest, dass ich durch einige kurze Szenen und knappe, simpel gehaltenen Dialoge ein Pärchen kennengelernt habe, dem ich auf der Straße wohl bei ihrem Spaziergang nachgesehen hätte. Nur zu gerne hätte ich noch mehr Insider der beiden zu lesen gehabt. 

Plusminus 30 Tage bleiben Ambrose Zephyr noch zu leben. Er hat eine tödliche Krankheit. Rätselhaft, aber nicht ansteckend. Diese Aussage schockt ihn und reißt ihn und seine Frau in ein Loch. Wie weitermachen? Wie Abschied nehmen? Ambrose hatte schon immer einen Faible für Buchstaben und in einer Nacht, als er schweißgebadet aufwacht, erstellt er eine Liste aus 26 Städtenamen. A wie Amsterdam, B wie Berlin, C wie Chartres, E wie der Eiffelturm von Paris, und so weiter. Für jeden Buchstaben des Alphabets findet er eine Stadt, die er liebt, die ihn mit seiner Frau verbindet, die ihn oder sie beeinflusst hat und die er vor seinem Tod unbedingt noch einmal bereisen muss. Jeden Tag, den er noch auf der Welt ist, möchte er voll auskosten. Zusammen mit seiner Frau macht er sich auf den Weg, um diese letzte Reise anzutreten. Schnell jedoch wird klar, dass sie das Ende seiner Liste nicht mehr erreichen werden können.

Auf wenigen Seiten beschreibt C. S. Richardson die letzten Tage eines 50jährigen Mannes, der verzweifelt noch so viel wie möglich leben will, und seiner Frau, die krampfhaft versucht, so viele Andenken und Erinnerungen wie möglich zu sammeln und festzuhalten - und die dann realisieren lernen, dass das Leben eine unwahrscheinliche Geschichte ist.

Fazit: 

Für 144 Seiten voller Insider und Eigenartigkeiten, Zufälle und Sinnhaftigkeit; für ganz viel Liebe zueinander und zum Leben; für A und Z und Z und A; für knappe Dialoge und kurzgefasste, tagebuchartige Szenen; für Spaziergänge an der Seine, den Moment im barbarischen Berlin; für das ein oder andere Gemälde; für Zuhause und für Zipper. Für eine unwahrscheinliche und unwahrscheinlich gut geschriebene Geschichte vergebe ich 6 Wombats und eine Leseempfehlung.