Montag, 18. Oktober 2010

[Rezension] In die Wildnis von Jon Krakauer

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Im September 1992 fanden Elchjäger in Alaska eine Leiche in einem alten Bus, der auch heute noch in der Wildnis steht. Wer ist der Tote? Warum ist er gestorben und was tat er alleine mitten im Nirgendwo, in der unbarmherzigen Natur?

Jon Krakauer hat es sich mit diesem Buch zur Aufgabe gemacht Licht in die Geschichte des Toten zu bringen. Wir begleiten den Autor auf seiner Spurensuche und erfahren, dass der junge Mann Chris McCandless heißt und gerade mit großem Erfolg sein Studium abgeschlossen hat. Er kommt aus einer gut situierten Familie und war nicht eben arm, als er sich in seinem alten Auto auf die Reise begeben hat. Er spendete sein Erspartes einer Wohltätigkeitsorganisation und verbrannte sein restliches Bargeld. Doch nicht nur seine Besitztümer lässt er hinter sich, auch mit seiner Familie spricht er nie wieder ein Wort. Sein Auto lässt er irgendwann zurück und ist schließlich nur noch zu Fuß unterwegs, trampt durch den Westen Amerikas. Dabei lernt er viele unterschiedliche Menschen kennen, deren Leben er berührt oder sogar verändert. Zum Beispiel den Farmer Wayne, für den er einige Zeit arbeitet. Oder den alten Ron Franz, der Chris sofort in sein Herz schließt und ihn wie einen Enkel liebt. Viel Zeit verbringt Chris aber auch allein, in der Wüste oder in einem Kajak. Bis er schließlich in den Norden aufbricht. In sein großes Alaska-Abenteuer, wie er es nennt. Welche Sehnsucht zieht ihn dorthin? Was veranlasst einen erfolgreichen und intelligenten jungen Mann alles hinter sich zu lassen und sich in die Wildnis zu begeben, ohne Karten, denkbar schlecht vorbereitet? War er einfach nur ein idealistischer, romantischer Spinner? Oder steckt mehr hinter seinen Taten? Wohlmöglich Sehnsucht? Eine Flucht? Und woran ist seine Reise am Ende gescheitert?

Diese Fragen ziehen sich durch das ganze Buch. Anhand von Tagebucheinträgen, die man bei Chris‘ Leiche gefunden hat, Gesprächen mit den Menschen, denen er auf seiner Reise begegnet ist, und die ihn kannten, rekonstruiert Jon Krakauer die Lebensgeschichte von Chris McCandless. Je mehr man liest, desto mehr hat man das Gefühl Chris vielleicht ein bisschen zu verstehen. Der Autor schafft es, aus Chris mehr als eine Leiche in einem Bus in Alaska zu machen. Am Ende ist er zu seiner sympathischen Persönlichkeit geworden, ein Mensch mit echten Emotionen und einer Geschichte, den man gerne verstehen möchte. Und auch wenn Krakauer am Ende die Fragen nach dem warum nicht mit Gewissheit beantworten kann, schafft er es doch Verständnis zu wecken. Denn wer hat nicht schon einmal davon geträumt aus der Gesellschaft auszusteigen, wenigstens für eine Zeit, sich aufzumachen, raus aus dem Alltag, aus seiner eigenen Welt? Chris hat dies mit einer Konsequenz umgesetzt, die nur wenige Leute besitzen. Ob er nun mutig oder einfach nur ein Idiot war, wird wohl jeder für sich selbst entscheiden müssen.

Ich gebe für dieses Buch eine klare Leseempfehlung. Entgegen meiner Erwartungen war es sehr spannend geschrieben. Seite um Seite liest man, immer in Erwartung dessen, was diese faszinierende Persönlichkeit im Leben angetrieben hat. Die Gewissheit, dass man hier eine wahre Geschichte liest, macht das Buch nur noch bewegender, ohne zu sentimental zu werden.

Es hat mich auf jeden Fall zum Nachdenken angeregt und selbst drei Wochen, nachdem ich es nun zu Ende gelesen habe, sinniere ich immer noch über Chris und seine Sicht auf die Welt nach. Ein Buch, dass man so schnell nicht vergisst!



Taschenbuchausgabe: 301 Seiten, Piper Verlag, ISBN: 978-3-492-25067-2
Titel Originalausgabe: Into the Wild

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Link zur Seite der Verfilmung von Sean Penn, die ebenfalls wunderbar gelungen ist, mit einem tollen Emile Hirsch in der Hauptrolle (englisch): www.intothewild.com

Donnerstag, 14. Oktober 2010

[Rezension] Clockwork Angel von Cassandra Clare

Die amerikanische Autorin Cassandra Clare hat für ihre Urban-Fantasy-Reihe „Die Chroniken der Unterwelt (Originaltitel: „The Mortal Instruments“) die Welt der Schattenjäger erschaffen. Diese sind Dämonenjäger, die durch das Blut des Erzengels Raziel stärker sind als normale Menschen und es sich zu ihrer Aufgabe gemacht haben die gewöhnliche Bevölkerung vor der Welt der Schatten zu schützen.
Nach ihrer ersten, erfolgreichen Trilogie „City of Bones“, „City of Ashes“ und „City of Glass“, wartet Clare nun mit einer Prequel-Trilogie zu den „Chroniken der Unterwelt“ auf. Der „The Infernal Devices“ – Reihe (auf deutsch laut dem Arena Verlag „Die Chroniken der Schattenjäger“). Der erste Band heißt „The Clockwork Angel“ .

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Gebundene Ausgabe: 496 Seiten
Verlag: Margaret K. McElderry Verlag,
ISBN-13: 978-1416975861
Sprache: Englisc
Der Inhalt in wenigen Sätzen:

Die 16-Jährige Theresa Gray, Tessa genannt, reist nach dem Tod ihrer Tante von New York nach London. Dort erwartet sie von ihrem älteren Bruder Nate abgeholt zu werden. Als Tessa jedoch in England eintrifft, ist von Nate keine Spur. Statt seiner wird sie von den Dark Sisters und deren mysteriösen Bediensteten in Empfang genommen, die in Nates Auftrag handeln. Tessa ist zunächst skeptisch, doch sie folgt den beiden Frauen. Zu Tessas Unglück liegt sie mit ihrer Skepsis richtig. Die Dark Sisters bringen sie nicht zu ihrem Bruder, sondern halten sie von nun an in deren Haus gefangen. Das ersehnte Treffen mit Nate rückt nicht nur in weite Ferne, schlimmer noch, die Schwestern zwingen Tessa sich an Kräften zu erproben, von denen sie selbst nicht einmal wusste, dass sie sie hat. Doch sollte sie sich weigern, wird Nate sterben. Nach Wochen der Verzweiflung, beschließt Tessa einen Fluchtversuch zu wagen, währenddem sie auf einen dunkelhaarigen jungen Mann trifft, der ihr hilft. Sein Name ist William Herondale (von allen Will genannt) und er ist ein Schattenjäger des Londoner Instituts. So kreuzen sich die Wege der beiden, und Tessa lernt schnell, dass alles, was sie für wahr hielt, nur die Oberfläche eines großen Ganzen ankratzt. Die Dinge, die sie zu wissen glaubte, nur Teile eines Puzzles sind, das sie gemeinsam mit den Schattenjägern lösen muss. Denn nicht nur Tessas Bruder schwebt in Gefahr, der mysteriöse Magister, der hinter ihr her ist, plant eine Armee von Automaten auf London loszulassen.

Was Izzy dazu sagt:
In „The Clockwork Angel“ entführt Cassandra Clare den Leser in das viktorianische England des Jahres 1878. Die Handlung spielt, wie bei einem Prequel nicht anders zu erwarten, in ihrer erschaffenen Welt der Schattenjäger. Wer jedoch glaubt eine exakte Neuauflage von den „Chroniken der Unterwelt“ vor einem anderen Hintergrund zu lesen, wird schnell merken, dass dem nicht so ist. Zwar gibt es Parallelen zwischen Will und Jace – beide sind arrogant und sarkastisch (scheint also in der Familie zu liegen) – doch Clare macht deutlich, dass sie sich aus völlig verschiedenen Gründen derart Verhalten. Jace ist ehrlich, Will grausam - etwas, das man im Verlauf des Buches mehr und mehr lernt.
Unterschiede gibt es auch in der Atmosphäre. Sind die „Chroniken der Unterwelt“ actionreich und sarkastisch, so erscheint TID eher düster, verworren und tragisch. Besonders Letzteres spiegelt sich in den Schicksalen der Schattenjäger wieder, auf die Tessa trifft. Alle jüngeren Schattenjäger haben ihre Eltern verloren bzw. scheinen nicht mehr zu ihrer Familie zurückkehren zu können. Jem hat ein trauriges Geheimnis, das seinen weisen und freundlichen Charakter umso sympathischer macht. Tessas Welt zerfällt in Stücke, die sie selbst wieder neu zusammensetzen muss.
Fragen nach der Wahrheit und der eigenen Identität, aber auch die Entscheidung jedes einzelnen, wer man wirklich sein möchte, spielen eine zentrale Rolle.
Die Stärken des Buches liegen zum einen in der düstereren, beinahe gruseligen Atmosphäre, sowie bei den Charakteren. Erstes wird besonders durch die Automaten und die Machenschaften des Magisters getragen, aber auch das alte England trägt seinen Teil dazu bei. Letzteres zeigt sich bei skurrilen Nebencharakteren wie Henry, der auf seine eigene Art liebenswert ist. Oder der vorlauten Sophie, die stets mehr zu sein scheint, als eine Bedienstete. Alle haben ihre eigene Geschichte und zeitgleich ihren Platz in der von Tessa. Durch Tessas bedachten und durch ihre Frauenrolle geprägten Charakter entwickelt sich die Geschichte ruhig, ohne dabei jedoch langweilig zu werden. Die Story gipfelt schließlich in einigen actionreichen Szenen und endet nicht ohne einen Schock.
Für Leser der „Chroniken der Unterwelt“ lässt sich ebenfalls erwähnen, dass eine bekannte und beliebte Figur aus dieser Reihe auch eine Rolle in TID hat. Der bunte Hexenmeister Magnus Bane. Welche Rolle er spielt, wird hier allerdings nicht verraten.
„The Clockwork Angel“ ist ein gelungener Auftakt einer neuen Schattenjäger-Trilogie. Die Charaktere sind interessant aufgebaut, haben ihre Geschichten, die teilweise gelüftet scheinen. Trotzdem beschleicht einen als Leser nicht selten das Gefühl, dass es noch mehr zu erfahren gibt. Bei dem einen Charakter offensichtlicher, bei dem anderen auf subtilere Art angedeutet.

Fazit:
Obwohl das Buch sehr lesenswert ist, gab es trotzdem einige Kleinigkeiten, die mich gestört haben: Wills Geschichte wird so kryptisch dargelegt, dass es manchen Lesern schwer fallen wird, sein Verhalten zu durchschauen oder es gar zu verzeihen. Über Magnus Banes Rolle in diesem Band lässt sich streiten (wobei ich zugebe, voreingenommen zu sein, da er einer meiner Lieblingscharaktere ist). Und mich lässt das Gefühl nicht los, dass Cassandra Clare mit den Folgebänden noch eins draufsetzen kann, was die Schockmomente und Action angeht. Finde ich insbesondere den letzten Punkt schlecht? Nein, im Gegenteil. Die Vorfreude auf den zweiten Teil „The Clockwork Prince“, der im Herbst 2011 erscheint, ist groß. Denjenigen, die sich noch nicht an den ersten TID Band gewagt haben, gebe ich demnach diesen Tipp: Lesen!

Freitag, 8. Oktober 2010

Buch des Monats - Oktober

Zwei an einem Tag von David Nicholls

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Emma und Dexter, zwei Menschen wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, treffen sich an ihrem letzten Tag im College und verbringen die Nacht zusammen. Was passiert ein Jahr später? Zehn Jahre nach dem College? Bleiben sie Freunde? Werden sie heiraten? Wenn ja, wen? Wird ihr Leben so laufen, wie sie es sich erträumt haben? Immer am 15. Juni treffen wir Emma und Dexter und erfahren, was ihnen im letzten Jahr passiert ist. Und das über einen Zeitraum von beinahe zwanzig Jahren.

Es gibt gleich mehrere Dinge, die dieses Buch von anderen Liebesgeschichten abhebt und zu etwas besonderem macht.


Zunächst ist es nicht ausschließlich eine Liebesgeschichte. Emma und Dexter sind zwei Charaktere, die sich echt anfühlen. Obwohl sie sehr unterschiedlich sind, kann sich der Leser sofort mit beiden identifizieren, mit ihren Ängsten und Wünschen. Und so erfahren wir nicht nur, wie es um die Beziehung zwischen Emma und Dexter steht, sondern auch wie sich ihr Leben entwickelt. Es ist auch ein Buch über die eigenen Erwartungen an sein Leben und wie sich am Ende alles vielleicht anders entwickelt, als man es sich einmal erträumt hat. Das gibt der Geschichte etwas sehr realitätsnahes. Es kommt einem vor, als währen Dexter und Emma zwei Freunde, deren Tagebuch man zufällig gefunden hat. Eine Geschichte wie aus dem Leben gegriffen also.


Genauso echt ist auch die Liebesgeschichte zwischen Emma und Dexter. Sie verfällt niemals in Kitsch oder übertriebenes Drama und ist so meiner Meinung nach für den Leser näher und greifbarer als die meisten Hollywood-Romantikkomödien. Die Beziehung entwickelt und verändert sich zusammen mit dem Leben von Emma und Dexter. Und die große Frage bleibt immer, ob und wann sie zueinander finden.


Dabei ist das Buch auch noch unheimlich spannend geschrieben. Dadurch, dass immer nur ein Tag in einem Jahr im Leben der beiden beleuchtet wird, liest man in der konstanten Erwartung dessen, was wohl als letztes passiert ist und was das für Auswirkungen auf ihr Leben hatte.


„Zwei an einem Tag“ gehört zu den besten und spannendsten Büchern, die ich dieses Jahr gelesen habe. Eine klare Empfehlung, für alle, die unkitschige, aber trotzdem gefühlvolle und realitätsnahe Geschichten über das Leben und die Liebe mögen.




Gebundene Ausgabe: 560 Seiten, Kein & Aber Verlag, ISBN 978-3036955421

[Rezension] Mockingjay von Suzanne Collins

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Endlich ist der dritte Teil der Hunger Games-Trilogie (zu Deutsch: Die Tribute von Panem) erschienen. Die Erwartungen sind hoch, „Hunger Games“ und „Catching Fire“ haben die meisten von uns begeistert. Schafft es Suzanne Collins der Geschichte einen würdigen Abschluss zu geben? Oder enttäuscht Mockingjay?

Am Ende des zweiten Bandes überschlugen sich die Ereignisse und ließen mich als Leser zunächst etwas verwirrt zurück. In Mockingjay werden nun all die Vermutungen über Distrikt 13, die Rebellion und den Krieg Realität.

Auch Katniss versucht mit den veränderten Bedingungen klar zu kommen. Sie hat überlebt und befindet sich nun im verloren geglaubten Distrikt 13, dem Zentrum der Rebellion. Ohne es zu ahnen, ist sie zum Gesicht der Revolution geworden, zur moralischen Anführerin, sie ist der Mockingjay. Und ob sie will oder nicht: der Erfolg der Rebellion gegen das Kapitol hängt zu großen Teilen auch von ihr ab. Doch das sind nicht Katniss‘ einzige Probleme. Was ist mit Peeta passiert? Und mit den anderen Tributen? Werden die Rebellen es schaffen die Macht des Kapitols zu brechen? Und was würde passieren wenn es Ihnen gelänge?

Mockingjay hat mich zwiegespalten zurückgelassen. Es ist ein Buch über den Krieg, die Konsequenzen des Krieges und die Tatsache, dass es am Ende keine Gewinner geben kann. Geliebte Charaktere sterben, sinnlose Gewalt gegen scheinbar jeden ist an der Tagesordnung, keiner kann sich sicher fühlen. Nicht einmal der Leser. Dementsprechend tut das Buch weh beim Lesen. Es ist keine glückliche Geschichte. Aber sie fühlt sich realistisch an. Obwohl man die Hälfte der Zeit denkt „Nein, das kann Suzanne Collins doch nicht machen.“ ist das Buch trotz allem gelungen. Denn schon die ersten beiden Teile haben uns nicht grade mit brutalen Wahrheiten verschont. Der dritte Teil ist in dieser Hinsicht einfach konsequent. Krieg ist nicht schön. Im Krieg sterben Menschen. Krieg traumatisiert. All das zeigt uns Mockingjay. Auch das Ende des Buches hat mir in dieser Hinsicht gut gefallen, ohne an dieser Stelle zu viel vorweg nehmen zu wollen.

Wie auch schon in den Vorgängerbänden glänzt Suzanne Collins wieder mit ihren Charakteren. Selbst die Nebencharaktere wachsen einem schnell ans Herz. Ich denke da z. B. an Finnick und Annie, die noch mehr Tiefe kriegen und sogar noch sympathischer werden (unglaublich aber wahr). Sie sorgen auch für den ein oder anderen lichten Moment. Umso dramatischer ist es, wenn man mit an sehen muss, was Ihnen alles für Ungerechtigkeiten wiederfahren. Speziell für Peeta-Fans wie mich ist der dritte Teil harte Kost.

Meiner Meinung nach ist Mockingjay durchaus gelungen. Das Ende fühlt sich richtig an. Trotzdem bedauere ich immer noch das Schicksal einiger geliebter Charaktere und wünschte mir, dass sie es vielleicht nicht ganz so hart getroffen hätte. Es ist keine leichte Kost, aber wer schon „Hunger Games“ und „ Catching Fire“ mochte, wird auch „Mockingjay“ verschlingen.



Gebundene Ausgabe: 400 Seiten, Scholastic, 978-0-439-02351-1

Die deutsche Ausgabe wird "Die Tribute von Panem - Flammender Zorn" heißen und erscheint am 20. Januar 2011.

Sonntag, 3. Oktober 2010

[Rezension] Die Tribute von Panem: Gefährliche Liebe von Suzanne Collins

Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
Verlag: Friedrich Oetinger Verlag,
ISBN-13: 978-3789132193
Originaltitel: The Hunger Games 2. Catching Fire
Als ich den ersten Teil "Die Tribute von Panem: Tödliche Spiele" beendet hatte, war für mich schnell klar, dass ich auch den zweiten Band lesen muss. Zu dieser Zeit gab es diesen aber nur auf Englisch. Das konnte mich natürlich nicht davon abhalten "Catching Fire" zu lesen.
Zu Beginn war ich doch skeptisch, ob Suzanne Collins das Tempo, die Spannung, aber auch Emotionalität des ersten Bandes halten kann. Bei einem derart guten Buch hätte es mich auch nicht gewundert, wenn der zweite Teil schlechter ausgefallen wäre als der erste. Aber zu dieser Zeit wusste ich eben noch nicht, was für ein tolles Buch "Catching Fire" ist.

Was Izzy dazu sagt:
Die Handlung setzt kurz nach dem Ende des ersten Bandes ein. Katniss, die durch einen Akt der Rebellion dafür sorgte, dass es zum ersten Mal in der Geschichte der Hungerspiele zwei Sieger gab - sie und Peeta - wohnt mittlerweile mit ihrer Familie in der Stadt der Sieger. Die Beziehung zu Peeta ist abgekühlt und meistens weiß Katniss selbst nicht, was sie für ihn fühlt. Die zwei versuchen sich von den Strapazen der Hungerspiele zu erholen. Alles scheint einigermaßen friedlich. Bis das Blatt sich wendet und Katniss von Präsident Snow persönlich bedroht wird: Entweder sie überzeugt ganz Panem davon, dass der Trick mit den Beeren kein Akt der Rebellion, sondern ein Zeichen ihrer Liebe zu Peeta war, oder sie und alle, die ihr am Herzen liegen, werden dafür büßen.
So beginnt der zweite Teil der Reihe mit Katniss und ihren Versuchen wieder ein normales Leben zu führen - so gut es mit einer solchen Pflicht im Hinterkopf möglich ist. Auf der Tour der Sieger durch das Land Panem, wird jedoch nach und nach nicht nur Katniss, sondern auch dem Leser klar, dass in den Distrikten nichts mehr so ist wie es war. Aber das ist nicht der größte Schock, den man mit ihr zusammen durchleben muss.

Wie geht es weiter mit Katniss Everdeen und Peeta, den beiden Jugendlichen, die zum ersten Mal zu zweit die grausamen Hungerspiele überlebt haben? Diese Grundfrage stellt man sich wohl, wenn man Catching Fire aufschlägt. Vielleicht noch die, wie Suzanne Collins das hohe Niveau vom ersten Band halten will ohne den ersten Band zu kopieren. Gelungen ist ihr dieses Kunststück alle Mal.

Das Buch beginnt relativ ruhig. Man erfährt viel über Katniss und ihr neues Leben als Siegerin der Hungerspiele. Gleichzeitig erlebt man durch ihre Augen das Elend der restlichen Menschen. Menschen, die nicht genug Geld haben, die sich nicht - so wie Katniss - auf ihren Status verlassen können. Viele kleine Dinge, die Katniss selbst nicht verborgen bleiben. Sie macht eine gute Entwicklung durch und obgleich sie manchmal zu verzweifeln droht; Pläne schmiedet, die sie darauf wieder verwirft, ist sie sehr sympathisch und nachvollziehbar.
Ein wenig mehr erfährt man in diesem Band auch über Gale. Den anderen Jungen in Katniss' Leben. Vom Kapitol kurzerhand zu ihrem Cousin erklärt, hat er die Möglichkeit in ihrer Nähe zu bleiben und zu zeigen, warum sie so stark an ihm hängt.
Katniss' Stylist Cinna hat einen anrührenden und gleichzeitig tragischen Moment.
Haymitch, der ewig betrunkene Coach von Katniss und Peeta, gewinnt ebenfalls an Tiefe und sorgt für einige Überraschungen. Man könnte noch viele weitere Charaktere aufzählen. Was zu den großen Stärken des Buches gehört. Kein Nebencharakter wirkt unwichtig oder als Mittel zum Zweck. Alle haben ihre Geschichten, Stärken und Schwächen. Ein Finnick Odair sei da genannt. Der wunderschöne, von allen im Kapitol geliebte Finnick. Ein Charakter, der schnell oberflächlich geraten könnte - auch er ist vielschichtig. Man fragt sich nicht nur einmal, wie er sich in seinem Leben durchschlagen musste. Wie es überhaupt für einen Menschen sein muss, mit 14 Jahren andere zu töten, um selbst zu überleben.
Bei den Neuzugängen kann man also gespannt sein, wie Collins sie im Folgeband weiterentwickelt. Genug Potenzial ist vorhanden.
Die Handlung selbst zieht von Anfang an in seinen Bann. Die erste Phase, in der man die ganzen widersprüchlichen Gefühle von Katniss miterlebt. Ihre Angst und Verzweiflung, aber auch ihren Mut und letztendlich ihre Entschlossenheit, die Rolle anzunehmen, die ein ganzes Land ihr zugedacht hat. Umso schockierter ist man, wenn es in den zweiten Teil des Buches geht. Eigentlich hätte man es wissen müssen. Doch auch als Leser denkt man, dass es genug ist mit all dem Terror und dem Angst schüren des Kapitols. Aber genau wie Katniss irrt man sich. Unerwartet sieht man sich wieder mit alten und gleichzeitig neuen Gefahren konfrontiert und fiebert unentwegt mit den Charakteren mit.
Wenn das Buch dann schließlich fulminant endet, bleibt man mit zwei Fragen zurück:
Wie hat Suzanne Collins es angestellt "Die Tribute von Panem: Gefähliche Liebe" noch eindringlicher, bewegender - eben noch besser als "Tödliche Spiele" zu schreiben? Und zweitens: Wann kann man endlich weiterlesen?
Zumindest auf die letzte Frage gibt es eine konkrete Antwort.
Seit dem 24. August diesen Jahres ist der dritte Band "Hunger Games: Mockingjay" in englischer Sprache in den Buchhandlungen erhältlich.
Wie angekündigt, werden wir das Buch lesen und euch von unseren Eindrücken berichten.

Fazit:
Bis dahin bleibt für jeden, der diese Reihe noch nicht für sich entdeckt hat, nur zu sagen: Lest es!
Ist das Buch schockierend? Wühlt es auf? Beide Male Ja.
Aber es ist ebenfalls ein sehr lehrreiches und nachdenklich stimmendes Buch, ohne dass es aufdringlich wirkt. Ich kann also nicht anders, als rundum begeistert davon zu sein.




[Rezension] Die Tribute von Panem - Tödliche Spiele von Suzanne Collins

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Katniss lebt mit ihrer jüngeren Schwester Prim und ihrer Mutter im Distrikt 12 des Landes Panem. Früher war Panem als Nordamerika bekannt, doch nach einem verheerenden Krieg wurde das Land in Distrikte aufgeteilt. Über Allem schwebt das Kapitol, der gesellschaftliche Mittelpunkt des Landes, von dem aus über die anderen Distrikte geherrscht wird.
Erdacht vom Kapitol werden jährlich die so genannten "Hungerspiele" ausgetragen. Aus jedem Distrikt werden zu diesem Zweck jeweils ein Junge und ein Mädchen ausgewählt, die für ihr Distrikt antreten müssen. Dabei wird unter den Jugendlichen zwischen zwölf und achtzehn Jahren gelost. Direkt bei ihrer ersten Auslosung wird Prim als weibliches Tribut gewählt. Doch Katniss meldet sich freiwillig, um ihrer Schwester dieses Schicksal zu ersparen. Zusammen mit dem Konditorsohn Peeta wird Katniss darauf vorbereitet in der Arena um ihr Leben zu kämpfen, denn nur einer kann die Hungerspiele überleben - der Sieger.

Suzanne Collins hat mit ihrem Auftakt der "Tribute von Panem" - Reihe ein spannendes Buch geschrieben, das nicht nur für Jugendliche lesenswert ist.
Die Handlung rund um die Hungerspiele schockiert und fesselt zugleich. Wie gebannt verfolgt man Katniss bei den Vorbereitungen. Begleitet sie zu den Einstufungen ihrer Fähigkeiten, die wichtig dafür sind, ob ein Tribut während der Spiele unterstützt wird.
Am meisten zu fesseln weiß jedoch die ständige Frage, wem Katniss trauen kann oder nicht. Ob es sich lohnt mit anderen Tributen ein Bündnis einzugehen, wenn man weiß, dass man den anderen früher oder später töten muss.
Katniss' Zweifel und Ablehnung am Kapitol, sowie dessen Regeln, teilt der Leser schnell mit ihr. Oft fragt man sich, wie eine gesamte Bevölkerung dabei zusehen kann, wie Kinder und Jugendliche dazu gezwungen werden zu morden.
Aber schauen die Leute wirklich gerne dabei zu, wenn Kinder und Jugendliche umgebracht werden? Wie begeistert man sich an so einem Spektakel?
Nach und nach wird dem Leser klar, dass nicht jeder Spaß an den Hungerspielen hat. Jedes Jahr hoffen Eltern und Kinder, ja ganze Distrikte, dass es nicht ihre Lieben treffen möge. Doch niemand wehrt sich oder verschließt mutwillig die Augen. Etwas, das durch Katniss noch einmal verdeutlicht wird. Sie selbst weiß wie es ist vor dem Fernseher zu sitzen und "nur" zu zusehen. Doch nun erlebt sie dieses Grauen am eigenen Leib.

Die nüchterne Schilderung davon wie Tribut nach Tribut in der Arena stirbt, aber auch die Beklemmung der Bevölkerung, die im eigentlichen Sinne dazu gezwungen ist, sich dieses blutige Spektakel anzusehen, lassen den Leser nachdenklich zurück.

Es gibt einige Parallelen zur heutigen Gesellschaft, die durch die ständige Medienpräsenz und Informationsflut abgestumpft ist. Wie würde eine Veranstaltung wie die Hungerspiele also in unserer Gesellschaft aufgenommen werden? Wären die Leute schockiert oder würden sie die Sendung gebannt verfolgen?
Fragen, die man sich während des Lesens nicht nur einmal stellt.

Die "Tribute von Panem" vereint viele Themen wie Voyeurismus, Unterdrückung und Abstumpfung miteinander. Eingebettet in eine realistische Welt, bevölkert von interessanten Charakteren und ergänzt durch eine Liebesgeschichte, lässt es beim Lesen nichts vermissen!

Definitiv nichts für schwache Nerven, aber extrem lesenswert!





Gebundene Ausgabe
: 414 Seiten, Oetinger Verlag, ISBN-13: 978-3789132186
Originaltitel: The Hunger Games 1. The Hunger Games

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Links zu Suzanne Collins' Homepage, sowie zur "Tribute von Panem" Seite von Oetinger:

Suzannes homepage: http://www.suzannecollinsbooks.com/
offizielle "Tribute von Panem" Seite: http://www.dietributevonpanem.de/