Dienstag, 11. September 2012

[Rezension] Grave Mercy - Die Novizin des Todes von Robin LaFevers

Taschenbuch: 544 Seiten
Verlag: cbj (10. September 2012)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3570401569
Originaltitel: His Fair Assassin #1
Inhalt:
Als eine Tochter des Todesgottes Mortain musste die junge Ismae ihr ganzes Leben lang Schmach und Ablehnung über sich ergehen lassen. Von ihrem Vater verachtet, lässt dieser sie mit einem älteren Bauern verheiraten. Ein Schicksal vor dem Ismae sich mehr als andere fürchtet, das ihr jedoch erspart bleibt. Sie wird gerettet und in das Kloster St. Mortain gebracht. Die Frauen dort lehren sie in den kommenden Jahren auf vielfältige Weise zu töten. Mit Siebzehn erhält Ismae dann ihren ersten Auftrag und ist sich danach sicher für das Töten in Mortains Namen geboren zu sein. Doch ihre Taten bleiben nicht ohne Folgen. Denn der Wille des Gottes scheint schwerer zu deuten zu sein als Ismae lieb ist. Bald findet sie sich am bretonischen Hof wieder, verstrickt in Intrigen und Machenschaften, die sie mehr denn je verwirren. Ismae versucht Abstand zu halten und einen kühlen Kopf zu bewahren. Für eine ausgebildete Attentäterin eigentlich kein Problem, wäre da nicht noch ein junger Ritter, in den sie sich zu verlieben droht und der inmitten aller Verwicklungen steht.

Der erste Satz:
„Ich habe eine dunkelrote Narbe, die sich von meiner linken Schulter zu meiner rechten Hüfte zieht."

Meine Meinung: 
Eigentlich ist alles, das mich an einen historischen Roman erinnert, nicht mein Fall. Es ist nicht so, dass ich es nicht einmal mit dem Genre versucht hätte, aber so recht erwärmen konnte ich mich nie dafür. Durch Zufall bekam ich allerdings „Die Novizin des Todes“ in die Hände und muss zugeben, dass es mich angenehm überrascht hat.

Protagonistin Ismae ist zu Beginn jemand, der versucht es vielen recht zu machen und der in ständiger Angst lebt, den Argwohn ihrer Mitmenschen auf sich zu ziehen. Nach ihrer schweren Kindheit und insbesondere ihren schlechten Erfahrungen mit Männern, empfand ich die Darstellung von ihr sehr gelungen. LaFevers schafft es gekonnt aufzuzeigen, dass Ismae ein hartes Leben hinter sich hat, ohne sie dabei weinerlich oder schwach erscheinen zu lassen. Ismae ist klar, was sie dem Kloster zu verdanken hat und dementsprechend handelt sie auch. Was ihr aber immer stärkere Probleme bereitet. Ist sie zu Beginn des Buches noch damit beschäftigt blindlings den Befehlen der Äbtissin und ihres Klosters zu folgen, entwickelt Ismae sich von Kapitel zu Kapitel weiter und wird immer selbstständiger. 
Neben Ismae lernt man etliche weitere Charaktere kennen, die ich allesamt sehr gelungen oder als stimmig empfand. Besonders hervorzuheben ist hier Duval, der sein Leben dem Schutz der Herzogin verschreibt und sich meist sehr ritterlich verhält. Sein Charakter bietet einen guten Grundstein für weitere Bände, denn ich hoffe, dass es noch einige Geheimnisse von ihm zu entdecken gibt. Sollte das nicht der Fall sein, würde er mir in weitern Büchern zu aalglatt und perfekt erscheinen. Da ich der Autorin aber zutraue ihrer Charaktere konsequent mit Stärken und Schwächen darzustellen, bin ich mir ganz sicher, dass man insbesondere in Duvals Fall nicht enttäuscht werden wird.
Kleinere Charaktere wie De Lornay oder „Die Bestie“ de Waroch sind mir während des Lesens ebenfalls sehr ans Herz gewachsen und ich fand ihre Interaktionen mit Duval und Ismae stets lesenswert. Hier und da hätte ich mir zwar ein wenig mehr Raum für diese beiden gewünscht, kann jedoch verstehen, dass LaFevers sie nicht zu sehr in den Fokus gerückt hat, da andere Charaktere eine wichtigere Rolle inne hatten.

Was mich allerdings richtig an das Buch gefesselt hat, waren die dargestellten Hofintrigen und die  zweifelhafte Vorgehensweise des Klosters. Ersteres scheint sich mit dem Ende des ersten Bands mehr oder weniger geklärt zu haben. Dennoch würde ich mir wünschen, dass auch die Folgebände es schaffen, mich derart im Dunkeln darüber tappen zu lassen, wer nun der Verräter ist, dass ich das Buch einfach nicht zur Seite legen mag. Ich hoffe, dass noch vieles zum Kloster, den anderen Nonnen und den zwei Schülerinnen Annith und Sybella kommt, mit denen Ismae sich in ihrer Ausbildung angefreundet hat. Interessant könnte auch ein weiteres Aufgreifen der Legenden um die Götter/Heiligen und des Gottes Mortain selbst sein, welche hier zwar angerissen, aber nicht allzu sehr ausgebaut wurden. Es gibt so viel Potenzial und mögliche Erzählstränge, dass ich darauf brenne zu erfahren wie die Autorin sie entfalten wird.
Fazit:
„Grave Mercy – Die Novizin des Todes“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Als jemand der in diesem Genre kaum unterwegs ist, deute ich das als ein gutes Zeichen und empfehle es jedem weiter, der gern etwas historisch Angehauchtes über Intrigen, Liebe und dunkle Machenschaften liest.


Vielen lieben Dank für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars an Cbj!

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