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In der Stadt unter der Stadt finden Ria und ihre Freunde Zuflucht, doch bald zeigt sich, dass auch hier ein Überleben nicht garantiert ist. Während Aureljo seine Rückkehr in die Sphären vorbereitet, sucht Ria nach Jordans Chronik und findet Fragmente, die sie nicht zur Gänze deuten kann. Als Lichtblick erweist sich in dieser Zeit, im wahrsten Sinn des Wortes, ihre Freundschaft zu Sandor, mit dem sie immer wieder kurze Ausflüge an die Oberfläche unternimmt und dessen Zuneigung ihr täglich mehr bedeutet.
Doch dann wird Sandor Clanfürst, und mit einem Schlag ist alles anders. Ria sieht sich gezwungen, entgegen ihrer ursprünglichen Absicht gemeinsam mit Aureljo in die Sphären zurückzugehen.
Der erste Satz:
Die Kinder sind ein bebender Schatten im ersten Licht der Morgendämmerung.
Das sagt Lucy:
Der Vorgänger zu diesem Buch, Die Verratenen, war eine meiner ersten Rezensionen. Ich weiß noch, dass ich sie im Zug auf dem Heimweg von der Frankfurter Buchmesse 2012 geschrieben habe. Und dass ich ziemlich begeistert gewesen bin - von der Thematik, vom Schreibstil, von der Auswahl der Charakter-Namen und auch von der Autorin, die ich kurz zuvor auf einer Lesung erlebt und auf Anhieb ur-sympathisch gefunden hatte.
Die Erwartungen an Band 2 waren also groß. Und ich muss gestehen, dass Die Verschworenen ein Auf und Ab für mich gewesen ist - allerdings ein Auf und Ab, das mit einem sehr langen Auf geendet hat.
Der Einstieg beinhaltet eine starke Szene, die mich erschreckt und fasziniert hat und mir die Welt der Prims näher gebracht hat. Dabei gefallen hat mir sowohl Rias Reaktion, als auch die von Sandor. Doch anschließend geraten die Handlung und die Interaktionen der Charaktere untereinander etwas ins Stocken. Ria und der Rest ihrer kleinen Gruppe sind "gefangen" in der Stadt unter der Stadt, leben dort ihr stilles, geheimes Leben, von dem nur wenige der Clanbewohner, unter anderem Sandor, etwas wissen. Während Aureljo plant, sie alle in eine Sphäre einzuschleußen und herauszufinden, warum man sie für Verräter hält, distanziert Ria sich; sie verbringt sehr viel Zeit in der Bibliothek. Ein Übergangskapitel folgt dem anderen, und ständig habe ich darauf gewartet, dass irgendetwas Bahnbrechendes passiert. Doch das tat es nie. Ich kam mir vor wie Ria, die wochenlang in der Bibliothek hockt, verzweifelt nach Jordans Chronik sucht und ab und an mal ein Fitzelchen, aber nie etwas Konkretes, nie etwas, womit sie tatsächlich etwas anfangen könnte, in die Finger kriegt.
Wenn ich im Nachhinein darüber nachdenke, war genau das vielleicht die Absicht der Autorin, dennoch hätte ich mir gewünscht, dass das Ganze etwas flotter von statten gegangen wäre. Doch der Rest des Buches hat (zum Glück!) alles wieder wett gemacht.
Spannend wie nur Ursula Poznanski es kann, wird Rias Rückkehr in die Sphären beschrieben. Dort versucht sie mehr herauszufinden, über die Beziehung, über die gesamte Situation zwischen Sphären und Clans und darüber, weshalb man sie, Aureljo, Tomma, Dantorian und Tycho für Verräter hält und tot sehen möchte. Und lüftet dabei ein Geheimnis, das mich ebenso schockiert und überrascht hat wie die Protagonistin. An dieser Stelle ein Lob an die Autorin, die es geschafft hat, den Leser mitfiebern und ihn über die Auflösung tatsächlich eineindreiviertel Bände über im Dunkeln tappen zu lassen.
Als positiv empfand ich auch die Entwicklung, die Ria im Laufe des Bandes durchmacht. Ist sie in Teil 1 noch die gut ausgebildete Studentin, die jede Entscheidung durchdenkt und mit Vernunft löst, wird sie nun emotionaler. Ihr unterlaufen Fehler, aber sie beginnt auch, die Prims besser zu verstehen. Und sie merkt, dass es nicht so einfach ist, für jedes Problem eine Lösung zu finden.
Dass der Auslöser für all das hauptsächlich Sandor sein wird, war mir schon beim Lesen des ersten Bandes klar. Und ich kann das absolut nachvollziehen: Sandor ist eine unglaublich faszinierende, interessante, weil in sich widersprüchliche Persönlichkeit - gutaussehend noch dazu. Ich fand es sehr authentisch dargestellt, wie sie sich von Aureljo distanziert, sie sich in unterschiedliche Richtungen entwickeln und sie mehr Nähe und Affektion Sandor gegenüber empfindet. Er lehrt sie vieles über seinen Clan und unternimmt mit ihr ein paar Ausflüge an die Oberfläche, die ihr eigentlich nicht gestattet sind und die sie so vermisst, während sie unter der Erde lebt. Dies sind die Stunden, die sie am meisten genießt und herbeisehnt. Ich hätte es nur schön gefunden, wenn sie erst mit Aureljo geredet und Schluss gemacht hätte, bevor sie sich auf Sandor eingelassen hat.
Ich kann es kaum abwarten, Band 3 in die Finger zu kriegen!
Fazit:
Für eine Geschichte, die am Anfang etwas langsam in Gang kommt, dann aber so spannend ist, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte; für Ursula Poznanskis spannende, nervenaufreibende Art zu schreiben; für eine Protagonistin, die sich im Laufe der Geschichte entwickelt und Nebencharaktere, die einem ans Herz wachsen; dafür bekommt Die Verschworenen von mir 5,5 von 6 Wombats!
Buchtrailer zu Die Verschworene:
4 Kommentare:
Danke für diese schön geschriebene Rezi. Und für die Kritik, die meisten Rezis schäumen nämlich nur so vor Begeisterung, aber die von dir angesprochenen Punkte sind mir selbst auch wichtig. Mit diesen Kritikpunkten im Kopf kann ich "vorbereitet" an das Buch herangehen. Noch 1 Buch davor, dann ist "Die Verschworenen" endlich dran :-)
@ Friedelchen: Es freut mich sehr, dass ich dir mit meiner Rezi ein bisschen weiterhelfen konnte. Ich hoffe, dass dir das Buch gefallen wird! Und bin gespannt, ob deine Meinung vor Begeisterung schäumt oder auch ein bisschen was zu kritisieren hat! ;-) Viel viel Spaß beim Lesen!
Es gibt ja mittlerweile so viele begeisterte Rezensionen zu der Autorin, dass ich dieses Jahr unbedingt auch mal paar Bücher von ihr lesen sollte.
@Elena: Kann ich dir wirklich empfehlen! Sie schreibt klasse!
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