Samstag, 28. März 2015

[Rezension] Gut gegen Nordwind von Daniel Glattauer

  • *Leseprobe*
  • Taschenbuch: 224 Seiten
  • Verlag: Goldmann
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-13: 978-3442465866
Inhalt:

Emmi Rothner möchte per E-Mail ihr Abo der Zeitschrift „Like“ kündigen, doch durch einen Tippfehler landen ihre Nachrichten bei Leo Leike. Als Emmi wieder und wieder E-Mails an die falsche Adresse schickt, klärt Leo sie über den Fehler auf.

Es beginnt ein außergewöhnlicher Briefwechsel, wie man ihn nur mit einem Unbekannten führen kann. Auf einem schmalen Grat zwischen totaler Fremdheit und unverbindlicher Intimität kommen sich die beiden immer näher – bis sie sich der unausweichlichen Frage stellen müssen: Werden die gesendeten, empfangenen und gespeicherten Liebesgefühle einer Begegnung standhalten? Und was, wenn ja?

Der erste Satz:

           Ich möchte bitte mein Abonnement kündigen.






Das sagt Lucy:

Schon viel zu lange lag dieses Buch auf meinem SuB, da musste ich die Gelegenheit einfach beim Schopf packen und es mit in meine Urlaubsreisetasche packen. Ich empfand es als genau richtig für die 2x 4,5 Stunden Zugfahrt, die mir nach Hamburg und wieder Zurück bevorstanden; nicht nur aufgrund des Titels - Gut gegen Nordwind. Gut also für eine Fahrt in den windigen Norden. - sondern auch aufgrund seiner schmalen und kompakten Form und der Erzählung des gesamten Geschehens in reiner E-Mail-Form. So hatte ich es auf der Heimfahrt nicht schwer, nach einer Woche Pause wieder einzusteigen und das Buch zu beenden. Wobei ich zugeben muss, dass mich die Geschichte von Emmi und Leo auch während meiner Hamburger Sightseeing Tour und den langen Hafenspaziergängen nie so ganz loslassen konnte. Warum fragt ihr euch?

Weil (ich führ das jetzt in dem Aufzählungs-Stil aus, indem Emmi Rothner nur zu gerne ihre E-Mails verfasst):

1.) Ich eine Liebhaberin von langen, tiefgründigen Briefen und E-Mails bin; weil ich mich gerne schriftlich mit anderen Menschen austausche und weil ich auf diesem Wege - wenn auch keinen Mann - einige meiner besten Freundinnen kennen gelernt habe; und zwar besser als ich sie am Telefon oder in einem face-to-face-Gespräch kennenlernen hätte können (auch wenn wir uns mittlerweile natürlich nur noch so unterhalten und kaum noch per Mails und ich diese persönlichen Treffen wichtig und notwendig finde für eine richtige Freundschaft!)

2.) Der Schreibstil mich unglaublich gefesselt hat, weil er leichzeitig total authentisch und lebensecht war, auf der anderen Seite aber auch so poetisch, dass man meinen könnte, die beiden schreiben sich nicht in der Heutezeit, sondern Damals, als Schreiben noch im Trend und etwas besonders Zauberhaftes war, v.a. wenn es um die Liebe ging. Ganz im Ernst, schon alleine wegen Leos E-Mails kann ich dieses Buch nur jedem Sprachliebhaber empfehlen.

3.) Aber auch inhaltlich hat mich Gut gegen Nordwind überzeugt. Ab und an hat es sich zwar etwas in die Länge gezogen, was das Lesen etwas langwierig machte im Mittelteil, die Geschichte letztlich aber umso authentischer wirken ließ.

4.) Emmi und Leo. Zwei Protagonisten, die man am Ende des Romans glaubt zu kennen und von denen man ein ganz bestimmtes Bild im Kopf hat, aber dann doch keine Ahnung hat, weil sie alles und nichts von sich preis gegeben haben in ihren E-Mails aneinander.

5.) Das Ende! Ich will hier niemanden spoilern, aber es ist ein Ende ganz nach meinem Geschmack! Es ist in gewisser Weise abgeschlossen, ohne mit allem abzuschließen; es lässt Platz zum Nachdenken und zum noch einmal lesen; es ist kein Märchenende, aber auch kein besonders tragisches; es endet einfach, wie es in der Wirklichkeit meist endet. Ich mag das.

6.) Es bringt einen zum Grübeln. Das mag ich auch. Wenn einem alles an einem Buch realitätsnah erscheint und es voller Wahrheiten (über Männer, über Frauen, über die Ehe, über Gott und die
Welt), aufgedeckten Klischees, Kritik und Menschlichkeit steckt.

7.) Und noch einmal: Leo Leikes E-Mails!!!!! Die sind wie ein Säuseln, das der Nordwind zusammen mit Möwengequietsche und gedämpften Schiffshupen ganz sanft an den Hafen bläst.

Ob ich den Fortsetzungsroman Alle sieben Wellen lesen werde? Ich weiß noch nicht so recht ... mir hat das Ende so eigentlich sehr gut gefallen.

Fazit:

Für ein Buch mit chronologisch gesammelten E-Mails, die ich gerne gelesen und auf die ich mich immer wieder gefreut habe; für zwei Protagonisten, die ich gerne immer besser kennengelernt habe (auch wenn mir Emmi nicht unbedingt sympathisch war!); für eine Geschichte, die ich unbedingt weiterverfolgen wollte-musste-abernichtbeendethabenwollte; für eine etwas andere Liebesgeschichte (wenn man es überhaupt so nennen darf!) und den Beweis dafür, was Worte alles auslösen und wie sie auf einen wirken können; für teilweise nervige und füllende und sich in die Länge ziehende Passagen; dafür vergebe ich 4 Wombats.


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