Sonntag, 7. Juni 2015

[Rezension] Eleanor & Park von Rainbow Rowell

  • *Leseprobe*
  • Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
  • Verlag: Carl Hanser Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-13: 978-3446247406
  • Originaltitel: Eleanor & Park
Inhalt:

Sie sind beide Außenseiter, aber grundverschieden: Die pummelige Eleanor und der gut aussehende, aber zurückhaltende Park. Als er ihr im Schulbus den Platz neben sich frei macht, halten sie wenig voneinander. Park liest demonstrativ und Eleanor ist froh, ignoriert zu werden. In der Schule ist sie das Opfer übler Mobbing-Attacken und zu Hause hat sie mit vier Geschwistern und einem tyrannischen Stiefvater nur Ärger. 

Doch als sie beginnt, Parks Comics mitzulesen, entwickelt sich ein Dialog zwischen den beiden. Zögerlich tauschen sie Kassetten, Meinungen und Vorlieben aus. Dass sie sich ineinander verlieben, scheint unmöglich. Doch ihre Annäherung gehört zum Intensivsten, was man über die erste Liebe lesen kann.

Der erste Satz:

              Er versuchte nicht mehr, sie zurückzuholen. 



 
Das sagt Lucy:

Bereits nach der Leseprobe war ich dem Buch mit diesem wunderschönen, simplen Cover verfallen. Nicht nur dass Comics und Musik eine sehr große Rolle darin spielen, John Green sagte über dieses Buch, dass es ihn daran erinnert, jung und verliebt zu sein. Und tatsächlich habe ich Parks und Eleanors Gefühle so sehr nachvollziehen und mitfühlen können, dass es manchmal schon weh tat. Rainbow Rowell versteht es, den Leser auf eine ganz und gar leise, unauffällige Art und Weise für sich und ihre Charaktere zu gewinnen. 

Am Anfang liest man die Kapitel, die von der Sicht zwischen Eleanor und Park hin- und herwechseln, noch von außerhalb, doch ziemlich schnell werden aus den beiden jugendlichen Fremden Freunde. Es ist schwer, das Buch dann noch aus der Hand zu legen. Man fiebert mit den beiden mit und hofft für beide, dass es endlich passiert - dass sie seine Hand hält, dass er sie küsst - und dass dann alles gut werden wird. 

Denn sowohl Eleanor als auch Park haben es nicht leicht. Klar, bei Eleanor sind die Probleme schwerwiegender. Sie wird in der Schule wegen ihrer "komischen" äußeren Erscheinung gar zu offensichtlich gemobbt und ihr Zuhause gleicht eher der Hölle, die von ihrem ständig betrunkenem, aggressiven Stiefvater regiert wird, als einem Rückzugsort. Sie teilt sich zusammen mit ihren vier jüngeren Geschwistern ein Zimmer und alles, was sie Wertvolles besitzt, passt in eine kleine Box. Die Comichefte und mit Musik bespielten Kassetten (inklusive Batterien), die sie von Park geliehen oder sogar geschenkt bekommt, sind das einzige, das sie davon ablenken kann, wie dreckig es ihr geht. Nie zuvor hat sich jemand so für sie gesorgt und sich Gedanken um sie gemacht wie Park, was für Eleanor gleichermaßen schön wie schrecklich ist. Denn sie hat nicht nur Angst verletzt zu werden, sondern fürchtet sich auch davor, was passiert, wenn ihr Stiefvater von Park erfährt, oder noch schlimmer, wenn Park herausfindet, dass sie und ihre Familie so gar nicht normal sind. 

Denn in ihren Augen ist Parks Familie wie aus einem Bilderbuch. Nicht nur, dass ihr Haus groß und wunderschön ist und immer genug zu Essen im Haus, seine Eltern lieben ihn und sich - sie küssen sich sogar, wenn Besuch da ist. Da passt sie nicht hinein, findet Eleanor, da macht sie nur alles unschön und kaputt und sie versteht nicht, was Park an ihr findet. Was ihr dabei nicht bewusst ist: Dass Park auch unsicher ist und nicht so richtig weiß, warum Eleanor ihn mag. Dass er sich neben seinem Bruder und seinem Vater unmännlich und in eine Schublade gedrängt vorkommt. Dass er sich mit Eyeliner geschminkt stärker und verwegener fühlt. Dass er sich manchmal für sich selbst schämt. Dass er ebenso wenig Erfahrung in Sachen Liebe und Sex hat wie sie.

Und so sind es nicht nur Eleanor und Park als Paar, die dieses Buch für mich zu einem besonders emotionalem und nachhaltigem Leseerlebnis machten; vielmehr sind es die Szenen, in denen es um sie alleine, ihr Coming-of-Age geht. Denn auch, wenn sie sich gegenseitig beeinflussen und helfen, schlussendlich machen sie beide für sich ihre ganz persönliche, eigene Entwicklung durch. Und die ist so wunderbar authentisch beschrieben und so wunderbar formuliert, dass ich viele Passagen drei- oder viermal gelesen habe. Und weil das alleine nicht ausgereicht hat, habe ich meine Lieblingssätze abfotografiert und an Freunde verschickt, die sie ebenso wertschätzen würden wie ich. Und dann haben wir darüber geredet ... und sind dabei abgeschweift und plötzlich bei uns selbst gelandet.

Ich liebe Bücher, bei denen das passiert. Bücher, wo mir nicht nur die Charaktere und ihre Story ans Herz wachsen, sondern wo Dinge passieren und gesagt werden, die mich indirekt an eigene Erfahrungen und Lebensabschnitte erinnern und mich über alles Mögliche aus meinem Leben nachdenken lassen. John Green, Cecelia Ahern und David Levithan schaffen das immer, Stephen Chbosky ist mit The perks of being a wallflower sowieso mein persönlicher Meister, und auch Rainbow Rowell hat es nach Fangirl mit Eleanor & Park nun schon zum zweiten Mal geschafft. 

John Green sagte auch, dass ihn dieses Buch nicht nur daran erinnert, jung und verliebt in ein Mädchen zu sein, sondern auch jung und verliebt in ein Buch zu sein. Dem kann ich nur zustimmen. Ich bin froh, dieses Buch in meinem Regal stehen zu haben. Und wenn ich es ansehe oder gar erneut aufschlage, dann werde ich damit das Gefühl von erster Verliebtheit und Selbstfindung verbinden und Eleanor und Park werden wie alte Freunde sein.

Fazit:

Für eine Liebesgeschichte, bei der ich so sehr mitgefühlt habe, dass es manchmal richtig weh tat; für Charaktere, die beide eine authentische Wandlung durchmachen; für zwei Coming-of-Age-Stories, die Stoff zum Nachgrübeln und Diskutieren gaben; für viele starke Momente und wunderschöne, ehrliche Formulierungen, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben werden; dafür vergebe ich 5 Wombats.

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