Samstag, 11. Juli 2015

[Rezension] 30 Tage und ein ganzes Leben von Ashley Ream

Inhalt:

Clementine beschließt zu sterben. In 30 Tagen will die erfolgreiche Malerin, die für ihre Kunst ebenso bekannt ist wie für ihre Scharfzüngigkeit, ihrem Leben ein Ende setzen. Nachdem die Antidepressiva im WC entsorgt worden sind, bleibt ihr noch genau ein Monat, um das eigene Ableben zu organisieren. Schließlich will Clementine kein Chaos hinterlassen: Ein letztes großes Bild malen, sich mit dem Ex aussprechen und ein neues Zuhause für den Kater finden. Ihre letzten Tage will sie genau so verbringen, wie sie es will – und nicht wie andere es von ihr erwarten. Doch dabei stößt Clementine auf ungeahnte Hindernisse – und nach 30 Tagen ist nichts mehr so, wie es vorher war ...


Der erste Satz:

         Ich warf die Teekanne aus dem Fenster.







Das sagt Lucy:


Wenn man den Klappentext so liest, denkt man zunächst: Das wird bestimmt schrecklich traurig, ich halte lieber einmal Taschentücher bereit! Aber wenn man dann die ersten Kapitel gelesen und diese wunderbare, super-witzige Protagonistin und ihren Kater kennen gelernt hat, dann merkt man, dass man die Taschentücher höchstens braucht, um sich Lachtränen aus den Augen zu wischen. Denn Ashley Ream geht so ganz anders mit dem ernsten Thema "einen Selbstmord planen, weil man anders keinen Ausweg aus der Depression sieht" um, als man es von anderen Autoren so kennt. Dennoch wird Clementines Krankheit meiner Meinung nach ernst und authentisch geschildert. 

Da der Roman aus der Ich-Perspektive geschrieben ist, hat sich auch der Schreibstil Clementines Persönlichkeit, ihrem Humor und ihren Gedankengängen angepasst. Dabei ist zu bemerken, dass Clementine definitiv kein einfacher Charakter ist. Sie ist nicht nur von Beruf Künstlerin, sondern sie ist es rund um die Uhr. Sie hat ihren ganz eigenen Kopf mit ihrer eigenen Welt und möchte ihr da jemand reinreden, kann sie ganz schön zickig und kindisch-anstrengend werden. Bei ihr schwanken die Stimmungen am Tag zwischen kreativ, ich komm nicht aus dem Bett, zu Tode betrübt und himmelhochjauchzend a la "Ich bestell all meine Lieblingsgerichte auf der Karte meines Lieblingsrestaurants". 

Es hat mir großen Spaß gemacht, Clementine nach und nach besser kennen zu lernen und zu verstehen, wie sie zu dem Punkt kommen konnte, an dem sie sich zu Beginn des Romans befindet. Ich mochte ihre To-Do-Liste, die sie abhaken wollte, bis zu ihrem Tod. Etwas schade fand ich jedoch, dass die erhoffte (und vom Klappentext versprochene) Entwicklung so gut wie komplett ausblieb. Clementine ist am Ende immer noch die selbe; ich würde nicht sagen, dass sie oder ich als Leser etwas Tiefgründiges oder Lehrreiches von dieser Geschichte mitgenommen hätten. Dabei hatte ich die ganzen 30 Tage, in die sich die Kapitel gliedern, auf einen Wendepunkt in Clementines Leben und ihren Gedanken gehofft. Letztlich war ich enttäuscht, dass er nicht kam und das Ende noch dazu unlogisch und aus dem Nichts kam. Da hätte die Autorin definitiv mehr draus machen können.

Auch die Nebencharaktere blieben leider stark im Hintergrund. Viele interessante Gespräche mit Personen wie beispielsweise ihrer Assistentin, ihrem Exmann und ihrer Konkurrentin werden angefangen, aber nie zu Ende erzählt. Somit ist es ein Ende voller offener Fragen und schwammigen Silhouetten, von denen man als Leser keine Ahnung hat, wie es ihnen geht oder wie sie wirklich zu Clementine stehen.

Insgesamt ein netter Roman für Sommertage im Liegestuhl oder auf der Gartenterrasse, der mich vor allem durch seinen super-witzigen Schreibstil gut unterhalten hat. 


Fazit: 

Für eine witzige und charmante Protagonistin und einen ebenso witzigen und charmanten Schreibstil; dafür, dass die Autorin bei der eigentlich traurigen Geschichte nicht auf die Tränendrüse und zu viel dramatische Szenen gesetzt hat; für ein sehr hübsches Cover; für ein leider nicht-zufriedenstellendes Ende, das weder zum Rest der Geschichte passte noch offene Fragen beantwortete; dafür gibt es von mir 4 Wombats.


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