Dienstag, 29. März 2011

[Rezension] Oksa Pollock: Die Unverhoffte von Anne Plichota und Cendrine Wolf

Gebundene Ausgabe: 590 Seiten 
Verlag: Oetinger (3. März 2011) 
ISBN-13: 978-3789145025
Klappentext:
Hier kommt Oksa! Ninja, Kämpferin, Retterin.
Oksa Pollock ist nicht begeistert, als ihre Eltern beschließen, von Paris nach London zu ziehen. Gut, dass ihr Freund Gus und seine Familie mit von der Partie sind, und sie gemeinsam in die neue Schule kommen. So muss Oksa die Bosheiten des unsympathischen Klassenlehrers McGraw nicht allein aushalten. Doch dann passieren merkwürdige Dinge auf ihrer Handfläche lodert ein Feuerball, sie kann frei schweben und um ihren Nabel bildet sich ein sternförmiges Mal. Erst jetzt erfährt Oksa von ihrer wahren Herkunft und Bestimmung: Sie ist die "Unverhoffte", die das verschwundene Land Edefia retten soll, aus dem ihre Familie einst vertrieben wurde. Doch auch Lehrer McGraw scheint eine Verbindung zu Edefia zu haben.
Der Auftaktband der Abenteuer von Oksa Pollock - einer hinreißenden, starken, coolen und abenteuerlustigen Heldin! 

Der erste Satz:
„Bei einem Jungen wäre alles anders gewesen, der letzte Rest Hoffnung wäre verflogen.“

Was Izzy dazu sagt:
Man lernt Oksa kennen als sie gerade mit ihrer Familie und der ihres besten Freundes Gus von Paris nach London gezogen ist. Schnell wird dabei klar, dass Oksa über einen großen Tatendrang verfügt und ein aufgewecktes (fast) dreizehnjähriges Mädchen ist. Nach und nach erfährt man mit ihr zusammen mehr über das Familiengeheimnis der Pollocks, denn der Zweig väterlicherseits ist nicht umsonst sehr exentrisch. Ihre Familie hat ihre Vorfahren nämlich nicht, wie angenommen nur in Russland, sondern ihre Großmutter ist die geflohene Herrscherin der Welt Edefia. So erfährt Oksa die genauen Gründe des Umzuges und bekommt erläutert, welche Rollen ihr Großonkel Leomido und Abakum, der alte Freund der Familie, wirklich spielen. Alle Puzzleteile, die Oksa zusammensetzen muss, fügen sich in ein großes Ganzes zusammen, das sehr gut durchdacht ist. Es macht Spaß zusammen mit ihr mehr über Edefia, die verschiedenen Völker dieses Landes und deren Sitten zu erfahren. Auch die Tierwelt kommt, durch die vielen Tiere, die gerettet werden konnten, nicht zu kurz. Unter diesen lassen sich einige interessante Exemplare finden wie z.B. die ständig unter Stress stehende Goranov oder der Witze reißende Getorix. Die beiden Autorinnen lassen hier wirklich ihre Fantasie spielen und haben mit den liebenswürdigen, manchmal arg geschwollen redenden Plemplems das Highlight des Buches geschaffen.
Die Welt in der Oksa sich bewegt ist bekannt, aber durchzogen von magischen Elementen, die sich meist sehr gut einfügen. Vor diesem Hintergrund lernt man Stück für Stück auch mehr über die Charaktere. Dabei fällt Oksa als Protagonistin natürlich der Hauptpart der Erzählung zu. Leider konnte sie mich nicht ganz überzeugen. Sie hat alle Stärken und Schwächen, die ein Mädchen in diesem Alter haben sollte – darin wurde sie wirklich gut getroffen. Nur haben es die Autorinnen meiner Meinung nach versäumt Oksas erste Schritte zur jungen Unverhofften glaubhaft zu gestalten. Jedes Mal wenn Oksa eine neue Kraft entdeckt oder lernt, beherrscht sie sie sofort perfekt. Kein zweiter Versuch ist nötig, da Oksa ja selbst für eine Hudvolle unwahrscheinlich begabt und stark ist. Genau das macht sie dem Leser aber nicht gerade greifbar. Ich persönlich war froh, wenn sie mal keine neue Kraft entdeckt oder gelernt hat, damit ich nicht die Lobeshymnen oder ihr stolzes „Ich kann es direkt auf Anhieb, weil ich bin ja Oksa-san“, lesen musste. Das hat mich wirklich stark an diesem Charakter gestört. Ich kann mir bei ihr allerdings sehr gut vorstellen, dass sie im Verlauf der Reihe doch noch einige Rückschläge erleiden wird, die sie am Ende gestärkter und bodenständiger daraus hervorgehen lassen. Denn ich kann mir nicht denken, wie Oksa smypathisch bleiben soll, wenn sie einfach alles kann.
Neben Oksa gibt es noch sehr viele liebenswürdige Nebencharaktere. Allen voran Großmutter Dragomira, die einfach toll gelungen ist und die Klasse in die Geschichte bringt, die zu einer Huldvollen passt. Ebenso gern mochte ich Oksas Vater Pavel, zu dem im Verlauf der weiteren Bücher wahrscheinlich noch etwas kommen wird (zumindest wünsche ich mir das). Am meisten ins Herz geschlossen habe ich allerdings Oksas besten Freund Gus, den normalen Jungen, der der außergewöhnlichen Oksa ohne wenn und aber zur Seite steht.
Schon in diesem Teil scheint sich auch ein Liebesproblem anzudeuten, bei dem es interessant sein wird zu sehen, in welche Richtung es verlaufen wird. Denn es gibt mehr als einen Anwärter auf Oksas Herz.
Handlungstechnisch werden besonders ältere Leser den ein oder anderen Wendepunkt mit Sicherheit schon vor dessen Enthüllung erraten. Gerade dadurch, dass es auch viele ruhigere Stellen gibt, in denen viel erklärt wird. Doch die ein oder andere Überraschung gibt es auch für den erfahrenen Leser.
Anne Plichota und Cendrine Wolf haben mit Oksa Pollock: Die Unverhoffte ein fantasievolles Buch geschrieben, das die ein oder anderen Schwächen aufzeigt. Diese liegen leider in der oftmals zu perfekten Oksa, oder auch darin das manche Dinge ein wenig zu breit und oft erklärt werden. Bei letzterem wird es jüngere Leser aber vielleicht nicht so stören. Trotz kleiner Kritikpunkte ist das Buch dennoch lesenswert und ich hatte es schnell durchgelesen. Dem Vergleich mit Harry Potter kann dieser erste Band (noch) nicht standhalten. Ich würde mir für diese Reihe auch wünschen, dass er nicht allzu oft gemacht wird, da Oksa auch sehr gut für sich allein stehen kann – genug Potenzial ist definitiv vorhanden. Die Folgebände stehen bereits in den Startlöchern, und werden die kleinen Mankos des ersten Bandes, dadurch, dass der einleitende Part fehlen wird, mit Sicherheit umgehen können.
Den Folgeband werde ich auf jeden Fall lesen, allein schon um zu sehen in welche Richtug sich Oksas Geschichte noch entwickelt. 

Fazit:
Für fantasievolle Leser, die nicht immer überrascht werden müssen, dafür aber facettenreiche Charaktere und eine ideenreiche Welt suchen, ist Oksa Pollock genau das richtige.

Vielen lieben Dank an den Oetinger Verlag für das Leseexemplar!

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