Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Verlag: cbt
ISBN-13: 978-3570161074
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In einer Familie von magisch begabten Fluchwerkern ist Cassel Sharpe der einzige "Nicht-Werker". Unter seiner Verwandtschaft ist er genau deshalb ein Außenseiter. An der Schule ist Cassel hingegen ein Einzelgänger, da ihm niemand glaubt, dass er tatsächlich kein Fluchwerker ist. Das einzige, das ihm jedoch wirklich wichtig ist, ist seine Familie. Um zwischen seinen Brüdern nicht unterzugehen und das letzte bisschen Ansehen zu wahren, das ihm noch bleibt, gaunert Cassel sich durchs Leben. Doch als er eines Nachts schlafwandelt, und einer mysteriösen weißen Katze begegnet, beginnt er die Wahrheit über eine Schuld zu suchen, die ihn seit drei Jahren verfolgt. Nur ob ihm die wahren Umstände der schlimmsten Nacht seines Lebens gefallen werden, muss Cassel noch herausfinden.
Der erste Satz:
"Als ich aufwache, stehe ich barfuß auf kalten Schieferziegeln."
Was Izzy dazu sagt:
Holly Blacks Welt der Fluchwerker bietet ein frisches und gelungenes Konstrukt für Cassels Geschichte. Fluchwerker sind eine starke Minderheit in der Gesellschaft, haben einen schlechten Ruf und wurden und werden teilweise noch von den Mächtigen wie Leibeigene behandelt. Trotzdem ist jeder von ihnen stolz auf seine Fähigkeiten. So lassen sich in Cassels Familie etliche Begabungen finden, die eine machtvoller als die andere. Gerade durch das Fehlen eines eigenen Fluchwerks hat Cassel es nicht leicht. Ständig fühlt er sich dazu gedrängt sich beweisen zu müssen, weshalb er alle Menschen um sich herum anlügt oder übers Ohr haut. Was auch der Grund dafür ist, dass er keine Freunde hat. Er ist jemand, der versucht auf sich selbst aufzupassen und sich, von seinen Mitmenschen fernhält. Seine fehlenden Werkerfähigkeiten sind jedoch nicht der einzige Grund dafür, denn Cassel hat einen Menschen auf dem Gewissen.
Diese Ausgangsposition nutzend, schickt Holly Black Cassel auf die Suche nach der geheimnisvollen weißen Katze, die ihm ständig begegnet. Welche Rolle sie spielt, erfährt er zusammen mit dem Leser im Verlauf der Geschichte. Einige von Cassels Entdeckungen bleiben dabei leider recht vorhersehbar. Allzu viel ist es nicht, das zu überraschen weiß, da die Hinweise doch recht offensichtlich gestreut sind. Das einzige, das mich überraschen konnte, war das runde Ende, das es so bei kaum einer Reihe gab, die ich bis jetzt gelesen habe.
Größtes Manko für mich sind allerdings eindeutig die Charaktere. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass ich zu hohe Erwartungen an Holly Black hatte, aber keiner ihrer Charaktere ist mir auf längere Sicht im Gedächtnis geblieben. Das liegt jedoch nicht daran, dass die Autorin sich nicht darum bemüht, Hintergrundgeschichten zu entwickeln, als vielmehr daran, dass niemand so recht sympathisch ist. Cassel gaunert sich teilweise rücksichtslos durch die Geschichte. Natürlich wird das schon in der Leseprobe angedeutet und ich fand diese Herangehensweise sogar interessant. Nur hat Holly Black für mich das richtige Maß verfehlt, die Grenze, die Cassel von einem liebenswerten Schlitzohr zu einem egoistischen Jungen macht, der Probleme mit dem Vertrauen und der Wahrheit hat. Er hat eine Begründung für sein Verhalten, aber diese reicht mir nicht aus, um ihn ständig beim Lügen und Betrügen zu verfolgen. Dennoch ist er kein Protagonist, den ich überhaupt nicht mochte. Es geschieht bei mir ganz selten, doch Cassel stehe ich schlichtweg neutral gegenüber. Ich empfand ihn während des Lesens nicht als außerordentlich interessant oder liebenswert, war aber auch nicht so stark von ihm genervt, wie von so mancher weiblichen Protagonistin. Damit fängt mein kleines Charakterproblem bei Weißer Fluch allerdings erst an, denn Cassel war mir fast noch am sympathischsten, obwohl seine Gefühle mir seltsam fremd blieben. Seine Mutter ist oberflächlich und unüberlegt, seine Brüder haben mich durch ihr Verhalten oft zum Kopfschütteln gebracht. Ein weiblicher Charakter soll wohl stark erscheinen, wirkt auf mich jedoch nur wie ein verwöhntes Gör, das gerne angehimmelt wird und noch viel lieber das Sagen hat. Einzig kleinere Rollen wie Sam, Danica und Cassels Großvater haben einen halbwegs positiven Eindruck bei mir hinterlassen. Wenn man bedenkt, welch guten Nährboden die Welt der Fluchmagier für gelungene graue Charaktere bietet, verwundert das umso mehr.
Und wie oben schon angesprochen kann ich mir bei diesem runden Ende kaum vorstellen, was in einem zweiten oder dritten Band geschehen könnte. Das nicht einmal im guten Sinne, weil es noch spannende Möglichkeiten und interessante Handlungsstränge gäbe, die aufgegriffen werden könnten. Nein, eher, weil die zwei, drei Dinge, die später wahrscheinlich eine Rolle spielen werden, mich ziemlich kalt lassen. Dies ist leider den unnahbaren Charakteren und einer manchmal konstruiert wirkenden, sich sehr langsam entwickelnden Handlung zu verschulden. Bei diesem Buch lässt mich das Gefühl nicht los, dass Holly Black sich gegen eine Trilogie hätte entscheiden sollen, weil es ihrem Buch gut getan hätte. Denn gerade zu Beginn reihen sich eher unspektakuläre Ereignisse aneinander, die trotzdem kaum dazu beitragen, dass man sich in Cassel einfühlen kann.
Fazit:
Weißer Fluch ist für mich ein Buch für Zwischendurch. Schade, da Holly Black viel mehr aus ihrer Welt der Fluchwerker hätte herausholen können. Vorhersehbare Wendungen, uninteressante bis unsympathische Charaktere machen mir eine bessere Bewertung leider nicht möglich. Das Buch konnte mich nicht recht überzeugen. Wer jedoch gerne aus der männlichen Sicht liest und kein Problem mit Akteuren hat, die sich nicht von ihrer besten Seite zeigen, kann dennoch einen Blick ins Buch riskieren.
Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an cbt!
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