Sonntag, 14. August 2011

[Rezension] Behemoth - Im Labyrinth der Macht von Scott Westerfeld (Leviathan-Reihe, Bd. 2)

*Leseprobe*

Gebundene Ausgabe: 512 Seiten
Verlag: cbj
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3570139936
Inhalt in wenigen Sätzen:
Aleksandar, Prinz von Österreich-Ungarn und Deryn Sharp sind an Board des Luftschiffs Leviathan auf der Reise nach Konstantinopel. Dort soll der Plan der darwinistischen Doktorin Barlow die Geschicke der Welt wieder zum Guten wenden und den Kriegseintritt der Osmanen verhindern. Doch so leicht entwickelt sich dieses heikle Unterfangen nicht. Denn bald schon stehen Deryn und Alek auf verfeindeten Seiten, die sie auseinandertreiben. Als der Krieg immer greifbarer wird, müssen beide wichtige Entscheidungen treffen. Alek darüber, wie er mit seinem Erbe umgehen will und Deryn bei wem ihre Loyalität wirklich liegt. Nicht zu vergessen wäre da noch ihr kleines Geheimnis, das ihre Beziehung zu Alek nicht gerade vereinfacht.

Der erste Satz:
„Alek hob das Schwert.“

Was Izzy dazu sagt:
Der erste Band Leviathan ist ein sehr gelungenes Buch. Gut durchdacht, actionreich und gespickt mit tollen Charakteren war es bis jetzt mein Steampunk-Lesehighlight. Doch dann kam Behemoth. Ich weiß nicht, wie Scott Westerfeld es geschafft hat, aber er hat mit dem zweiten Band in dieser Reihe noch eins draufgesetzt. Denn Behemoth kann wirklich alles bieten, was (m)ein Leserherz begehrt.
Nach den Ereignissen des ersten Bandes verschreibt sich Doktor Barlow noch vehementer dem Ziel das Osmanische Reich aus dem Krieg, der mittlerweile zwischen Mechanisten und Darwinisten herrscht, herauszuhalten. Dazu macht sie sich zusammen mit der Crew der Leviathan auf die Reise dorthin, in der Hoffnung, den Sultan mit ihrem geheimnisvollen Geschenk auf die Seite der Engländer zu ziehen. Dabei beweist sie sich als derart gewitzt und vorausschauend, das ich gar nicht anders konnte, als jede Szene, in der Doktor Barlow auftauchte, richtig zu genießen. Auf der Seite der Darwinisten ist sie wirklich die treibende Kraft, die die Stricke in der Hand hält und für alles einen Plan B zu haben scheint.
Derweil haben sich die Darwinisten und die kleine Gruppe von Mechanisten um Alek mehr als arrangiert und nicht nur das Luftschiff kommt überraschend gut mit dem Motor aus dem feindlichen Lager aus. Denn Alek und seine Leute gehören mehr oder weniger mit dazu, auch wenn deutlich ist, dass mit einer Kriegserklärung von Österreich-Ungarn an England, das recht lockere Leben, das sie momentan auf dem Luftschiff führen, passe ist. Alek hofft dennoch darauf, selbst in diesem Fall eine Lösung zu finden. Er unterschätzt allerdings Graf Volger, der bereits einen Schlachtplan für den Fall der Fälle parat hat, der schneller greifen muss, als manchen von ihnen lieb ist. Nicht nur das, Mentor und Schüler werden getrennt, was den Kronprinzen dazu bringt nach eigenem Ermessen zu handeln. Dort überrascht Alek nicht nur Graf Volger, sondern hat auch mich als Leserin beeindruckt, da er mal nicht tut, was angeordnet wird, sondern beginnt eigene Entscheidungen zu treffen, die zu wunderbaren, actionreichen Entwicklungen führen.
Während Alek mehr Charakterstärke entwickelt, bekommt Deryn ebenfalls mehr Facetten. Mein einziger kleiner Krititkpunkt an ihrem Charakter war im ersten Band, dass sie teilweise schon zu rau auftrat, um den Schein zu wahren. Im Verlauf von Behemoth wird ihre weichere Seite jedoch mehr herausbearbeitet, insbesondere, wenn es um ihren Vater und – ganz neu für sie – Alek geht. Deryn ist und bleibt kein Mädchen, das für Zimperlichkeiten zu haben ist. Sie ist stark, weiß sich durchzusetzen und ist es gewohnt ihr Köpfchen zu gebrauchen. Aber gleichzeitig ist sie eben ein Mädchen, dass ihren Vater auf tragische Weise verloren und sich in einen Jungen verliebt hat, der außerhalb ihrer Liga zu sein scheint und obendrein nicht einmal ahnt, dass sein bester Freund in Wirklichkeit ein Mädchen ist. In solchen Belangen ist Alek nicht der schnellste, was bei der Begegnung mit einer anderen jungen Dame noch einmal sehr amüsant hervorgehoben wird. Gerade deshalb bin ich äußerst gepannt, wie Scott Westerfeld dieses Dilemma später auflösen wird. Schließlich weiß man, was Deryn fühlt, aber Alek ist eine andere Geschichte und seine Abstammung macht alles nicht leichter. Es gibt trotzdem tolle Szenen zwischen Alek und Deryn, die von Aleks Unwissenheit und Deryns Unfähigkeit und Verwirrung darüber leben, wie sie Alek endlich die Wahrheit sagen soll und die gerade durch ihre Schlichtheit trumpfen können. Angenehmerweise wird nämlich auf melodramatisches Herumheulen verzichtet, noch besser, es wird gar nicht erst benötigt. Wie ich schon in der Rezension zu Leviathan schrieb, passt es zwischen diesen Charakteren einfach.

Neben den wunderbaren Charakterentwicklungen beweist Scott Westerfeld erneut, dass er für diese Bücher sehr gut recherchiert hat. Die Verwicklungen des 1. Weltkrieges werden von ihm gekonnt dargestellt und waren für mich immer verständlich. Die Fakten verwebt er mit der eigenen Story; gibt viele kleine Komplotte und Intrigen mit dazu, die immer weitreichender werden doch oft, dasselbe Ziel verfolgen: den Krieg aufzuhalten. Genau das ist es, was Behemoth derart spannend macht. Die innere und äußere Anspanung wird immer deutlicher, der Krieg immer komplexer, die Intrigen immer häufiger und dazwischen Deryn und Alek, die kaum liebenswertere Charaktere sein könnten.
Durch den neuen Schauplatz überzeugt Behemoth dazu mit einer vielschichtigen Welt, die ich mir nicht besser hätte wünschen können. Scott Westerfelds osmanisches Reich sprüht nur so über vor Eindrücken, verschiedenen Kulturen und dementsprechend auch Ansichten sowie mechanischen Errungenschaften, dass ich schlichtweg beeindruckt war, wie viel Liebe zum Detail er in den Ausbau dieser Welt gesteckt hat.

Fazit:
Ich habe nichts, wirklich überhaupt nichts, an diesem Buch auszusetzen. Das Schlimme ist nur, dass es jetzt warten auf den dritten Band heißt, den ich nach diesem wunderbaren Buch kaum erwarten kann. Wer Leviathan mochte, der wird Behemoth lieben, denn Scott Westerfeld ist damit etwas Seltenes gelungen: einen Nachfolgeband zu schreiben, der dem Auftakt in nichts nachsteht, sondern sogar noch besser und überzeugender ist.



Vielen lieben Dank an cbj für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars!


Wie es weitergeht:
Im September 2011 erscheint der dritte Band, Goliath auf englisch. Das Cover sieht schön aus, wobei ich sagen muss, dass mich die alten US Cover und damit auch die Gestaltung der deutschen Ausgabe von cbj – was doch eher selten ist – sogar ein wenig mehr ansprechen.
Der Erscheinungstermin der Übersetzung ist mir noch nicht bekannt. Aber ihr könnt euch sicher sein, dass ich sofort etwas dazu posten werde, wenn ich davon höre.


Gebundene Ausgabe: 560 Seiten
Verlag: Simon Pulse (20. September 2011)
Sprache: Englisch
ISBN-13: 978-1416971771

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