So, dann jetzt auch mal
mit Rezension (was soll ich sagen, manchmal drückt die liebe Izzy ein paar Knöpfchen, die sie nicht drücken sollte - verpeilt das - und kommt danach darauf, doch noch einmal an der Rezension zu arbeiten (warum seht ihr, wenn ihr sie dann - endlich - mal gelesen habt^^)
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Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3453267404
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Inhalt Heyne:
Sie ist eine ganz besondere junge Dame: Ihr Name ist Finley Jayne, sie ist sechzehn Jahre alt und arbeitet als Dienstmädchen. Gelegentlich. Gelegentlich entschließt sie sich jedoch, auf den Straßen Londons Jagd auf Verbrecher zu machen. Finley mag hübsche Kleider, ihre Unabhängigkeit und wohlerzogene junge Männer. Wen Finley nicht mag, der kommt ihr besser nicht in die Quere, denn sie ist außergewöhnlich stark. Doch hinter ihren enormen Kräften verbirgt sich ein dunkles Geheimnis ...
In London kreuzen Luftschiffe am Himmel, dampfbetriebene Automaten erledigen die niederen Arbeiten, und von jungen Mädchen wird vor allem eines erwartet – anständig sein und hübsch aussehen. Mit Letzterem kann sie durchaus dienen, aber mit der Sittsamkeit hapert es bei Finley Jayne gewaltig, denn sie ist übermenschlich stark, und wenn ihr Temperament mit ihr durchgeht, kann es für ihre Kontrahenten schon mal böse enden. Als sie deshalb ihre Anstellung im noblen Haushalt der Familie August-Raynes verliert, scheint Finleys Schicksal besiegelt. Aber dann begegnet sie dem jungen Adligen Griffin, der gemeinsam mit seinen Freunden die wunderlichsten Experimente veranstaltet. Und Finley passt perfekt in die bunt gemischte Truppe, denn Griffin und seine Freunde haben ebenfalls übernatürliche Fähigkeiten, die sie im Kampf gegen das Böse auf den Straßen Londons einsetzen. Doch Finley trägt eine dunkle Seite in sich, und obwohl Griffin zarte Gefühle in ihr erweckt, fühlt sie sich auch zu dem zwielichtigen Gangster Jack Dandy hingezogen. Als Griffin und seine Freunde einer gigantischen Verschwörung auf die Spur kommen, die nicht nur Königin Victoria, sondern das ganze Empire bedroht, muss Finley sich entscheiden ...
Der erste Satz:
„Als sie den jungen Mann sah, der ihr fröhlich pfeifend und mit wirbelndem Gehstock in dem abgedunkelten Gang entgegenkam, wusste Finley Jayne sofort, dass sie arbeitslos sein würde, noch ehe die Sonne aufging.“
Ansatz:
Weibliche Version des Dr. Jekyll und Mr Hyde trifft auf die Liga der außergewöhnlichen Gentleman.
Was Izzy dazu sagt:
Der erste Satz dieses Buches ist so vielversprechend – zumindest war er das für mich, als ich damals begann die Leseprobe zu lesen. Die empfand ich als richtig gut. Auf den ersten Seiten lernt man sofort den Hauptcharakter Finley kennen. Ein Mädchen, das nach außen hin unschuldig wirken mag, aber das eine dunkle Seite in sich trägt, die sich meist zeigt, wenn Finley in Gefahr schwebt.
Und so nimmt ihre Begegnung in diesem dunklen Gang auf packende Weise seinen Lauf. Gefallen hat mir hier besonders, dass Finley als eine Protagonistin dargestellt wird, die sich selbst zu verteidigen weiß und ordentlich austeilen kann. Für mich gibt es momentan nämlich zwei Dinge im Jugendbuchbereich, die mir aus dem Halse heraushängen. Nummer eins schien durch Finley nicht abgedeckt, sie heulte nämlich nicht sofort herum, weil sie ein armes kleines und ungeliebtes Mauerblümchen ist.
Leider flachte die Story für mich aber mit dem Auftauchen von Griffin und den anderen ziemlich ab. Um den Duke of Greythorne, Griffin King, besser kennenzulernen werden einige Passagen aus seiner Sicht erzählt, ebenso wie aus der seines besten Freundes Sam. Beide jungen Männer verfügen über außergewöhnliche Fähigkeiten. Griffin kann den Äther zur Hilfe rufen und Sam ist übermenschlich stark. Leider konnten ihre Sichtweisen mich ihnen nicht näher bringen. Griffin ist ein langweiliger Gutmensch und Sam ein weinerlicher Kerl, der sich meiner Meinung nach sehr undankbar dafür zeigt, dass Griffin und ihre Freundin Emily ihm einmal durch harte Maßnahmen das Leben gerettet haben. Immer und immer mehr erfährt man von den beiden, nur leider an einer Stelle in der Geschichte, in der ich persönlich nicht wissen musste, wie lange Sam und Griff schon befreundet waren und wie das zustande gekommen ist – doch die Autorin empfand das wohl als sehr wichtig, da insbesondere Sam so viel über solche Belanglosigkeiten berichtet, dass ich manchmal versucht war, weiterzublättern.
Das angespannte Verhältnis zwischen Emily, Griffin und Sam verschärft sich mit Finyleys Auftauchen, denn – Oh Wunder – Griffin findet Finley auf Anhieb ganz wunderbar tollig und Sam ist ganz doll eifersüchtig auf das durchgeknallte, dahergelaufene Mädchen. Was macht Sam also, erzählt einem Wildfremden all seine Geheimnisse und die seiner Freunde. Schließlich sind die anderen ja auch viel zu gemein und verständnislos, um sein Leid zu verstehen. Emily, klein, zierlich, Irin, mit rotem, strubbeligen Haar – was das Buch nicht selten und eigentlich schon zu oft erwähnt oder einwirft – trifft das besonders, da sie mehr als freundschaftliche Gefühle für Sam hegt. Liebestechnisch sollte man hier denken, dass es so doch genügt, aber aus irgendeinem Grund sah Kady Cross es komplett anders, als sie dieses Buch schrieb. Denn nicht nur, dass Griffin noch einen Nebenbuhler haben muss, wenn es um Finleys Herz geht, nein, denn mit dem Cowboy Jasper hat Sam ebenfalls Konkurrenz. Und hier haben wir Nummer zwei meiner momentanen Jugendbuch-Hass-Elemente: (erzwungene ) Liebesdreiecke. Wohl bemerkt hätte ich eines, das gut ausgearbeitet ist, noch verkraftet, aber warum es unbedingt zwei halbgare sein mussten, verstehe ich immer noch nicht so ganz.
Aber zurück zu Liebesdreieck eins. Finley und ihre dunkle Seite sind zu Beginn des Buches nicht im Einklang, was bedeutet, dass sie manchmal unberechenbar agiert oder Dinge tut, an die sie sich später nicht mehr erinnern kann. So zum Beispiel mitten in der Nacht ins übelste Viertel von London zu fahren, um dort den „Prinz“ der Verbrecher, Jack Dandy, aufzusuchen. Den – Oh Wunder zwei – findet sie von Beginn an anziehend, na ja, zumindest ihre dunkle Seite, denn die andere mag ja Griffin (ja, hier habe ich dann auch mit den Augen gerollt). Noch besser Mr Jack – „ich-bin nur-da,-damit-es-noch-ein-zweites-Liebesdreieck-geben-kann“-Dandy erwidert diese Gefühle natürlich und taucht von da an ab und an auf, um in den unrealistischsten Situationen auszuhelfen. Jack Dandy ist mit Abstand einer der überflüssigsten Charaktere, die ich jemals gelesen habe. Er ist weder interessant, noch macht er besonders viel, er soll einfach nur zeigen, dass Finley eben diese dunkle Seite hat. Und sorry, das hätte man anders besser bewerkstelligen können.
Bei den Charakteren konnte das Buch bei mir, wie man langsam merken könnte, also nicht wirklich punkten, einziger Lichtblick ist für mich der Amerikaner Jasper, der aber hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt (, weil er von den Liebesdreiecken erdrückt wird).
Noch enttäuschender war für mich jedoch der Storyverlauf. Finley muss lernen ihre zwei Seiten zu vereinen, das wird dann irgendwann mal so nebenbei von Griffin bewerkstelligt und danach kommt Finley immer besser mit ihrer dunklen Seite zurecht, ohne, dass man so richtig erfährt, wie genau das von Statten gegangen ist. Das kann zumindest für die Autorin schon einmal abgehakt werden. Eigentlich gibt es ja noch einen anderen wichtigen Handlungsstrang, der die Steampunk-Elemente, in diesem Fall Automaten, voll ausschöpft. Hier geht es nämlich um die Frage, warum immer mehr Automaten sich selbstständig zu machen scheinen und gewaltbereit werden, was mit dem Antagonisten und dessen Motiv verknüpft wird.
Und das ist gleichzeitig das allerschlimmste an der Geschichte. Der böse, schlimme Philister, der einen bitterbösen Plan schmiedet, um die Königin zu vernichten und nur von Griff und den anderen aufgehalten werden kann. Der Plan soll ebenso wie der dazugehörige Drahtzieher richtig böse und hinterlistig sein, was aufgrund mehrerer Dinge nicht funktioniert. Zum einen, da man nicht gerade der hellste Mensch unter der Sonne sein muss, um zu erraten, wer nun der Maschinist ist und zum anderen, weil der angebliche Showdown zum Ende des Buches fast schon lächerlich anmutet. Ich konnte am Ende nur noch mit den Augen rollen, als tatsächlich klar war, dass es auf ein solches Ende hinauslaufen wird. Alles ist dann doch sehr lahm und vorhersehbar. Nicht zu vergessen wird auch hier wieder gut mit den Liebesdreiecken gespielt, oder na ja, es wird eben versucht.
Fazit:
Ich habe wirklich versucht dieses Buch zu mögen, gerade da es Steampunk ist, mir der Anfang so extrem gefallen hat und so viele Leser das Buch gut bis sehr gut finden. Mir persönlich fehlte es hingegen an allen Ecken und Enden. Das Buch verfügt weder über eine so tolle Umsetzung einer altbekannten Geschichte wie zum Beispiel Mission Clockwork, noch bietet es so überzeugende Charaktere wie ein Clockwork Angel. Mit Leviathan oder Behemoth möchte ich es schon gar nicht vergleichen, weil es zu sehr hinken würde, da diese Werke für mich offenkundig in einer völlig anderen Liga spielen.
Für mich ist Das Mädchen mit dem Stahlkorsett ein halbgarer Versuch einer Autorin, auf den Steampunkwagon aufzuspringen, die sich damit schlichtweg übernommen hat.
Es gibt jedoch sehr viele positive Stimmen und begeisterte Leser dieses Buches, was mich dazu raten lässt, dass jeder für sich selbst es damit versuchen sollte.
Vielen lieben Dank an
Heyne fliegt für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars!