Der Inhalt in wenigen Sätzen:
Ein Jahr ist vergangen, seit der Gargoyle Grim und die junge Sterbliche Mia den mächtigen Magier Seraphin besiegten. Doch nun wird die Welt erneut von Unheil bedroht. Grausame Morde geschehen in der Oberwelt von Paris, und Grim erkennt schnell, dass die Ereignisse nur eine Vorwarnung für etwas weitaus Schrecklicheres sind: Eine uralte Macht wartet darauf, entfesselt zu werden und das Antlitz der Welt für immer zu verändern.
Der erste Satz:
„Der Schnee fiel aus der Dunkelheit des Himmels wie Mehl aus einem unsichtbaren Sieb.“
Was Izzy dazu sagt:
Endlich ist der zweite Teil aus Gesa Schwartz' Fantasy-Reihe Grim erschienen. Der erste Teil konnte mich durch seine vielen sympathischen Charaktere und die Verwebung verschiedenster Elemente von sich überzeugen. Umso mehr habe ich mich dann auf den zweiten Teil „Das Erbe des Lichts“ gefreut, dessen Handlung ein Jahr nach den Ereignissen des ersten Bandes „Das Siegel des Feuers“ ansetzt.
Seit Grim von seiner wahren Abstammung weiß, klafft ein Loch in seiner Brust, das er nicht überwinden kann. Hin und her gerissen zwischen der Welt der Menschen und Anderwesen, weiß er nicht zu welcher Seite er wirklich gehört. Als Menschen auf grausame Weise umgebracht werden, muss Grim aber nicht mehr nur mit seinen Identitätsproblemen kämpfen, sondern auch herausfinden, was in Paris vor sich geht.
Mia hingegen hält weiterhin an ihrem Ziel fest, die Anderwelt und die Welt der Menschen zusammenzuführen und agiert auf ihre eigene Weise, um dies zu erreichen. Doch auch ihre Pläne verbinden sich irgendwann mit den schrecklcihen Morden und Mias vermeintliche Schwäche, die Liebe zu ihrem Bruder Jakob, wird ihr zum größten Verhängnis.
Gesa Schwartz setzt bei ihren Figuren ungefähr da an, wo sie im ersten Teil aufgehört hat und entwickelt die Charaktere auf dem bereits gemachten Fundament weiter. Gerade Mia fällt im zweiten Band dabei positiv auf. Sie ist kaum zu beirren und versucht auch in aussichtslosen Situationen nicht aufzugeben. Ich mag ihren Charakter sehr gerne und finde ihre Liebe Jakob gegenüber und den Wert von Familie sehr schön in die Geschichte verwoben. Daneben spart die Autorin mit einer allzu großen Romanze, was die Liebe zu einem kleinen, aber wichtigen Teil der Geschichte macht, ohne sie damit zu erdrücken.
Grim hingegen ist zu Anfang von seinem inneren Zwiespalt geprägt, der ihm das nimmt, das ich im ersten Band am meisten an ihm mochte: seinen Sarkasmus. Mit voranschreitender Handlung findet er allerdings zu alter Frische zurück und kann mit dem ein oder anderen trockenen Spruch für einen Lacher sorgen.
Besonders gefreut hat mich allerdings, dass der Feenkrieger Theryon endlich mehr Raum für seine Hintergrundgeschichte bekommt. Was man über ihn erfährt, macht ihn komplexer und zur selben Zeit schafft Gesa Schwartz es dennoch, ihn immer ein Stück entrückt darzustellen, wie es zu einem Anderwesen wie Theryon eben passt. Ich mag seinen Charakter gern, ohne jedoch sagen zu können, dass ich ihn durchweg sympathisch finde.
Remis, der freche kleine Kobold und Freund von Grim, bekommt zwar keine großen Möglichkeiten, seinem Charakter neue Facetten zu verleihen, überzeugt aber mit schon Gezeigtem, ohne zu langweilen, und ist nach wie vor einfach nur putzig und amusänt im Zusammenspiel mit Grim.
Aber es gibt auch einige Neuzugänge im zweiten Teil, die eine Erwähnung wert sind. Der Junge Carven, dessen Schicksal eng mit dem von Grim verbunden zu sein scheint und den ich durchweg sympathisch fand, auch wenn er mir für ein Kind manchmal noch zu erwachsen agiert hat. Besonderes Highlight stellt für mich aber der ruppige Zwerg Hortensius dar, dessen Herz von der ersten Minute an am rechten Fleck sitzt. Ähnlich wie Grim teilt der Zwergenkrieger jedoch gerne aus und nimmt auch selten ein Blatt vor den Mund, was schon der erste Satz, den er überhaupt sagt, beweist:
„Wenn ich jedes Mal ein Pint trinken würde, wenn du einen Satz mit diesen Worten beginnst, würde Alkohol statt Blut in meinen Adern fließen, so viel ist sicher.“ S. 341
Inbesondere in den Szenen mit Hortensius und Grim zusammen habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt und war froh, über diesen Neuzugang, da er schnell seine eigene Dynamik entwickelt hat. Die Figuren sind Gesa Schwartz also wieder gelungen, und dennoch konnte mich „Das Erbe des Lichts“ nicht annähernd so fesseln, wie der erste Grim-Band.
Die Autorin neigte schon dort zu einem eher überbordenden Stil. Sie führte viele Wesen ein und verwob so einige Legenden verschiedenster Kulturen in ihrer Geschichte zu etwas Neuem. Dennoch hat mir gerade das und der bildhafte Stil in „Das Siegel des Feuers“ noch richtig gefallen.
Das größte Problem, das es allerdings beim zweiten Band gibt, ist die Tatsache, dass Gesa Schwartz bemüht ist, noch einen draufzusetzen. Die Sprache ist noch bildhafter und wirkt deswegen stellenweise gekünzelt. Unpassende Vergleiche oder schräge Bilder haben mich hin und wieder einfach aus der Geschichte geworfen, weil ich darüber nachgedacht habe, was jetzt wohl damit gemeint ist. So fragen Personen etwas „mit einer Stimme, die Grim an den Schrei einer sich verbrennenden Katze denken ließ“ S. 486. Was immer mir das sagen soll, da ich nämlich noch nie eine Katze habe schreien hören, die sich verbrennt – wie wahrscheinlich die meisten Menschen.
Auch gibt es im Stil an sich dieses Mal mehr Wiederholungen. Gerade zu Beginn wird alles, was die Charaktere negativ beeinflusst, von lähmender Kälte oder irgendetwas Kühlem begleitet, so dass ich das dann nach drei Seiten hintereinander auch nicht mehr so genau lesen wollte, nur damit es bloß anschaulich dargestellt wird. Dieser Zwang das Geschehen so bildlich wie möglich zu zeigen und dafür greifbarer für den Leser zu machen, hinkt irgendwann und ist mir regelrecht negativ aufgefallen. Ab und an gibt es zwar Passagen, die wirklich sehr schön geschrieben sind und in denen auch alles passt. Doch je mehr Bilder und Vergleiche man benutzt, desto größer ist die Gefahr, dass sie unpassend oder schief geraten, was hier leider manchmal der Fall ist.
Neben diesem stilistischen Mittel, empfand ich auch die Story an sich dieses Mal sehr wirr. Es gibt etliche Antagonisten, von denen besonders eine kaum zu vernichtende Art mir nach dem gefühlt hundersten Auftritt nur noch auf den Geist ging. Natürlich ist es wichtig die Protagonisten vor Herausforderungen zu stellen, aber jedem Leser ist doch klar, dass die wichtigsten Charaktere nicht plötzlich auf Seite 300 von 700 sterben werden, weil ihr Gegner eben doch sehr übermächtig ist. Also entkommen sie natürlich um Haaresbreite. Das mag ein, zwei – wenn es gut geschrieben ist – auch dreimal noch spannend sein, aber nach dem achten oder neunten Mal ist es einfach nur noch redundant und langweilig. So zog dieses Hin und Her das Buch für mich unnötig in die Länge. Hinzukommt, dass jeder der Antagonisten ständig den Drang zu verspüren scheint, zu erzählen, was er denn als nächstes vorhat und das allen natürlich unter die Nase reiben muss. Solche "Enthüllungen" gibt es nicht selten, aber hier war die Gewichtung eher ungeschickt.
Neben diesen Mankos ist mir hier auch zum ersten Mal aufgefallen, dass Gesa Schwartz sich vielleicht besser auf einige Elemente der Mythologie beschränken und nicht alles so wild vermischen sollte, dass man als Leser kaum versteht, was gesagt werden will. Ich verstehe bis heute nicht genau, welche Fee jetzt von welchem Alb oder Gott abstammt, weil es so langwierige und komplizierte Erklärungen waren, dass ich sie kaum lesen wollte.
Dennoch muss ich die Autorin auch noch für einige Dinge loben. So mochte ich das Bild, das sie von den Zwergen geschaffen hat, sehr gerne. Sie sind stolze, hin und wieder sture, aber auch sehr kreative Kreaturen, die sehr mächtig sind. Ebenso gefallen hat mit die Art wie Gesa Schwartz die Mythen von Irland in der Geschichte verwoben und Land und Leute dargestellt hat.
Fazit:
„Das Erbe des Lichts“ ist ein teilweise gut gelungener Fantasy-Roman, der leider am meisten am überbordenden Gebrauch verschiedenster Elemente der Autorin leidet. Feen, Elfen, Alben, Götter und viele andere Kreaturen und deren Hintergründe finden einen Platz in der Story, die dadurch recht überladen und teilweise unstrukturiert wirkt. Meiner Meinung nach gibt es auch zu viele Antagonisten, die ständig aufgetaucht sind und das Lesen durch gleiche Konflikte erschwerten. Dennoch gibt es tolle Neuzugänge unter den Charakteren, die den alten „Cast“ gut unterstützen, der größtenteils an mehr Tiefe gewinnen kann.
„Das Erbe des Lichts“ ist ein teilweise gut gelungener Fantasy-Roman, der leider am meisten am überbordenden Gebrauch verschiedenster Elemente der Autorin leidet. Feen, Elfen, Alben, Götter und viele andere Kreaturen und deren Hintergründe finden einen Platz in der Story, die dadurch recht überladen und teilweise unstrukturiert wirkt. Meiner Meinung nach gibt es auch zu viele Antagonisten, die ständig aufgetaucht sind und das Lesen durch gleiche Konflikte erschwerten. Dennoch gibt es tolle Neuzugänge unter den Charakteren, die den alten „Cast“ gut unterstützen, der größtenteils an mehr Tiefe gewinnen kann.
Die Grundsteine für einen weiteren Band sind gelegt und ich habe bereits so meine Vermutungen, wer der Antagonist des dritten Bandes sein wird – unter anderem, denn mit einem wird Gesa Schwartz sich wahrscheinlich nicht zufrieden geben.
Der zweite Band in der Grim-Reihe fällt im Vergleich zum ersten leider etwas ab, da er zuviel versucht unter einen Hut zu bringen. Dennoch habe ich schon Bücher gelesen, die mich weniger mitgerissen haben und an sich wollte ich trotzdem wissen, wie es zu Ende geht.
Den nächsten Band werde ich auch lesen, werde ihn aber nicht so sehnsüchtig erwarten, wie „Das Erbe des Lichts“, da ich ein wenig Angst vor der höher, weiter, besser-Mentalität der Autorin habe, die ihrer Geschichte damit keinen großen Gefallen tut. Mit ach und Krach und nach langer Überlegung ...
Vielen lieben Dank an den Lyx-Verlag, der mir das Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.
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