Mittwoch, 22. Juni 2011

[Rezension] Seelennacht von Kelley Armstrong (Die dunklen Mächte, Bd.2)

Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
Verlag: PAN  
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3426283424
Klappentext:
"Ich hatte recht. In Lyle House gehen tatsächlich erschreckende Dinge vor sich. Ich bin keineswegs hier, weil ich verhaltensauffällig, sondern weil ich eine Nekromantin bin. Ich kann mit den Geistern von Toten reden. Ich kann Tote auferstehen lassen. Und ich kann noch viel mehr. Meine Kräfte sind unberechenbar. Denn ich bin das Ergebnis eines fehlgeschlagenen genetischen Experiments. Meine Schöpfer, die Edison Group, haben Angst vor mir – und vor den anderen Jugendlichen in Lyle House ebenso. Wir sind tickende Zeitbomben. Daher haben sie beschlossen, ihr Experiment endlich zu einem Ende zu bringen. Und uns bleibt nur noch eins: um unser Leben zu rennen."

Der erste Satz: 
„Als sich die Tür meiner Zelle klickend öffnete, schoss mir folgender Gedanke durch mein schlafmittelvernebeltes Hirn: Hatte Liz es sich doch nocht anders überlegt und war zurückgekommen?

Was Izzy dazu sagt:
Im ersten Band „Schattenstunde“ erfuhr Chloe Saunders, was es wirklich mit ihrer psychischen Krankheit auf sich hat. Sie ist nicht etwa schizophren, sondern eine Nekromantin, die ihre Kräfte noch nicht unter Kontrolle hat.
Die Handlung von Seelennacht setzt genau dort ein, wo Schattenstunde aufhörte und man erlebt, wie Chloe versucht mit ihrer neuen Situation zurecht zu kommen. Sie ist kein Mensch, der offen Widerstand leistet, oder mit der Faust auf den Tisch haut, wenn ihr etwas nicht passt, dafür nutzt Chloe jedoch ihr Köpfchen und bleibt nicht untätig. Gerade das, aber auch die menschliche Eigenschaft, dass nicht alle ihre Pläne so verlaufen, wie Chloe es zunächst annimmt, machen sie zu der wunderbaren Protagonistin, als die man sie schon im ersten Teil kennengelernt hat.
Es geschieht jedoch eher unfreiwillig, dass sie sich irgendwann zusammen mit Tori auf die Suche nach Derek und Simon macht. Aber gerade die unterschiedlichen Wesen der beiden Mädchen, Chloe, die fast schon zu sanftmütig und harmoniebedürftig ist und die sarkastische, egoistische Tori, machen diese Konstellation so interessant. Ob man Tori wirklich trauen kann sei da mal dahingestellt und allzu sehr ans Herz wachsen wird sie mir wahrscheinlich auch nicht, dafür hat sie aber einen hohen Unterhaltungswert und sorgt für die ein oder anderen Fragen. Gleiches gilt für Rae, die trotz weniger Szenen, zu überraschen weiß. Schön ist, dass man endlich herausfindet, welche Kräfte Tori hat. Auch Liz lässt sich wieder blicken und bekommt eine Rolle, die sich nahtlos in das Geschehen einfügt.
Zusammen mit den drei Mädchen bekommt man einige Antworten, die das Vorhaben der Edison Group hinterleuchten, aber noch immer Fragen offen lassen. Und spätestens, wenn auch Derek und Simon wieder mit von der Partie sind, kann das Buch kaum noch besser werden.
Besonders gefreut habe ich mich über die realistische Darstellung, die Kelley Armstrong für Die dunklen Mächte gewählt hat. Obwohl so vieles geschieht, schafft sie es alles ohne viel Drama zu beschreiben. Im Gegensatz zu vielen anderen Jugendbüchern mit Fantasyelementen wird in der Geschichte nicht nur einmal angesprochen, dass eine Flucht weder einfach noch spaßig ist und Hygiene und andere Dinge einfach auf der Strecke bleiben, was auch den stärksten Charakter irgendwann stören wird.
Noch mehr gefallen hat mir aber, wie eine mögliche Liebesgeschichte lediglich angedeutet wird. Es wird mal nicht seitenweise angeschmachtet und rumgejammert, dass man nicht gut genug für den anderen sei. Es ist eine angenehme Abwechslung zu all den Büchern da draußen, deren Protagonisten kaum etwas anderes zu tun haben, als an ihr Loveinterest zu denken. Hier steht als allererstes die Story im Vordergrund und das wird auf so unterhaltsame und spannende Weise dargestellt, dass das Buch sein eigenes Suchtpotenzial entwickelt. 
Ich finde es klasse, wie Kelley Armstrong all die Kitschelemente des Genres umschifft und ihr eigenes Ding durchzieht. Und das macht sie auch hier wieder auf sehr hohem Niveau und mit tollen Ideen.

Fazit:
Eine spannende, in sich schlüssige Handlung, realistische und liebenswerte Charaktere und ein fesselnder Schreibstil, machen Seelennacht zu einem richtigen Lesevergnügen, das Schattenstunde in nichts nachsteht. Es gibt noch einige offene Fragen, auf deren Antworten ich mich sehr freue. Die dunklen Mächte-Reihe ist dabei zu einer meiner liebsten Jugendbuchreihen zu werden und ich glaube nicht, dass der dritte Band, Höllenglanz, etwas daran ändern wird - eher im Gegenteil.

1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Schöne Rezi! Mir ging es genauso! Nicht umsonst bin ich von "Höllenglanz" so angetan. Die Vorgänger und besonders "Seelennacht" sind schon echte Pagturner und mal was andereres, ohne Kitsch.
"Höllenglanz" kommt demnächst übrigens auf meine Buchtauschliste, falls Interesse besteht... Ansonsten verstehe ich, dass du von Fortsetzungen nicht so angetan bist. So geht es mir momentan mit der "Evermore"-Reihe, die sich ewig in die Länge zieht. Trotzdem MUSS ich leider wissen, wie es weitergeht. Blöd! Ich bin mal gespannt wie deine Meinung in Punkto "Die dunklen Mächte"-Fortsetzung nach dem 3. Band ausfällt. :)

LG Reni

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