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Klappentext:
Nach einer unvorstellbaren Katastrophe gibt es nur noch sehr
alte und junge Menschen. Mittellos kämpfen die 16-jährige Callie und ihr
kleiner Bruder auf der Straße ums Überleben. Callie entschließt sich daher zu
dem Undenkbaren: Sie verleiht ihren Körper an einen alten Menschen, dessen
Bewusstsein übernimmt ihren Körper und kann so wieder jung sein. Doch alles
verläuft anders als geplant ... Die Body Bank, ein mysteriöses wissenschaftliches
Institut, bietet Callie eine einzigartige Möglichkeit, an Geld zu kommen: Sie
lässt ihr Bewusstsein ausschalten, während eine reiche Mieterin die Kontrolle
über ihren Körper übernimmt. Aber Callie erwacht früher als geplant, in einem
fremden Leben. Sie bewohnt plötzlich eine teure Villa, verfügt über Luxus im
Überfluss und verliebt sich in den jungen Blake. Doch bald findet sie heraus,
dass ihr Körper nur zu einem Zweck gemietet wurde - um einen furchtbaren Plan
zu verwirklichen, den Callie um jeden Preis verhindern muss ...
Der erste Satz:
Enders machten mir Angst.
Das sagt Lucy:
Stellt euch eine Welt vor, in der es nur noch Menschen unter
20 (die Starters) und über 60 Jahren (die Enders) gibt. Stellt euch vor, ihr hättet eure Eltern verloren
und niemanden, bei dem ihr wohnen könnt. Stellt euch vor, ihr müsst euch selbst
versorgen, ohne Geld, in dieser Welt, in der ihr gejagt werdet von der Polizei
und anderen, gierigen Teenagern. Stellt euch vor, ihr habt einen kleinen,
kranken Bruder, auf den ihr aufpassen müsst. Und nun stellt euch vor, ihr könntet
an massig Geld kommen, indem ihr einem sehr alten Menschen für ein paar Stunden
oder Tage euren Körper und eure Jugend ausleiht. Würdet ihr einwilligen?
Genau mit dieser Frage fühlt sich die sechzehnjährige Callie zu
Beginn der Geschichte konfrontiert, als sie die Body Bank Prime Destinations das
erste Mal besucht. Für ihren Bruder Tyler, dem es aufgrund seiner Krankheit
nicht besonders gut geht, und in der Hoffnung, sich anschließend ein eigenes
Haus und Sicherheit kaufen zu können, entscheidet sie sich dafür. Sie wird
einer kompletten Schönheitskur unterzogen und bekommt einen Chip eingepflanzt,
der ihr Gehirn für einen gewünschten Zeitraum ausknipsen kann. Es ist dann, als
würde man schlafen, sagen die Angestellten bei Prime, und wenn man aufwacht,
hat man keinerlei Erinnerung an das, was der Ender mit dem eigenen, dem so
genannten Mietkörper angestellt hat.
Doch bei Callie läuft irgendetwas schief, denn sie wacht
früher auf, als angesetzt. Und noch schlimmer, sie kriegt mit, dass ihre
Mieterin, eine reiche Ender mit riesigem Anwesen und einem Geheimnis um ihre
Enkeltochter, ihren Körper nur zu dem Zweck ausgeliehen hat, um jemanden
umzubringen. Von da ab versucht Callie um ihr Bewusstsein und die Kontrolle
über ihren Körper zu kämpfen; schließlich muss sie diesen Mord doch verhindern,
oder? Und dann gibt es da schließlich auch noch Blake, den superreichen, süßen Typen, in den sie sich verliebt.
Klingt erst einmal äußerst viel versprechend. Und die erste
Hälfte des Buches fand ich auch super, aber nach und nach ist die gesamte
Geschichte irgendwie immer weniger greifbar und lückenhafter geworden. Als dann
der gefürchtete Bösewicht, der zunächst recht überzeugend als ‚Mann ohne
Gesicht‘ im Hintergrund agiert hat, das erste Mal persönlich erschien, verlor
es für mich endgültig an Glaubwürdigkeit.
Es lag nicht am Schreibstil, ganz und gar nicht, den fand
ich sehr gelungen. Typisch für dieses Genre wurde das Ganze aus der Ich-Perspektive beschrieben: Jugendlich und frisch und spannend, mit vielen kurzen Sätzen
und hier und da einem Flashback. Die ständigen Erinnerungslücken und fehlenden
Zeitspannen, die durch Callies ‚Bewusstseins-Schlaf‘ entstanden sind, haben
wirkungsvoll ihren Beitrag dazu geleistet, Spannung aufzubauen.
Nur diese Sache mit der Liebe ging mir persönlich viel zu schnell
und viel zu kitschig von statten. Es wird zwar im Nachhinein erklärt, warum
dies der Fall war, und teilweise macht es das verständlicher, aber dennoch sind
mir einige Stellen beim Lesen unangenehm aufgefallen.
Auch die verschiedenen Charaktere werden mir nicht genug
vorgestellt. Über Callies kleinen Bruder Tyler oder über ihren Freund Michael
erfährt man zum Beispiel so gut wie nichts. Sie waren ziemlich gestaltlos für
mich und wirkten platt während des Lesens. Callie selber kann man zwar sehr gut
verstehen, denn in ihre Gedanken- und Gefühlswelt wird man mitgenommen, doch
ein konkretes Bild habe ich auch von ihr nicht im Kopf. Ich will mich nicht
beklagen, ich bin niemand, der mordsmäßige Beschreibungen braucht, aber
zumindest irgendein Detail hätte ich gerne gewusst. Hat sie ein Muttermal, das
sie kennzeichnet? Ist sie klein oder groß? Welche Farbe haben ihre Augen?
Dennoch werde ich es mir nicht nehmen lassen, Band 2 (Enders),
der im Mai 2013 erscheinen soll, zu lesen. Ich bin gespannt auf den ‚richtigen‘
Blake; darauf, wie sich das Ganze noch entwickelt und welche Überraschungen der
2. Teil bereithält. Ich hoffe, dass er auch auf einige der vielen, offenen
Fragen eingeht, mit denen Starters uns zurücklässt. Wie kam es zu dem Sporenkrieg? Warum haben die Enders eine solche Macht über die Starters? Wie genau funktioniert dieser Chip, der den Starters eingepflanzt wird? Was genau ist das Ziel des Old Man? Ein paar mehr Infos zu den
Hintergründen würden vielleicht auch beim Verstehen helfen und uns weiter in die
Geschichte eintauchen lassen.
Fazit:
Ich hatte mich eigentlich sehr auf das Buch gefreut, die
Thematik und das Cover haben mich sofort angesprochen. Nur leider muss ich
sagen, dass das Potenzial meiner Meinung nicht wirklich ausgeschöpft wurde.
Letztlich war es zwar ein ganz nettes Lesevergnügen, aber keine herausragende,
neue Dystopie. Mehr als 4 Wombats kann ich also nicht geben.