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Der Inhalt in wenigen Sätzen:
Ria gehört zu den zehn besten Studentinnen. Sie ist beliebt
und privilegiert. Und sie ist eine Sphärenbewohnerin, das bedeutet, sie
lebt in Wärme und Sicherheit, während die Außenbewohner, die sich zu Clans
zusammen getan haben, jeden Tag in der Wildnis um ihr Überleben kämpfen. Ria
wächst in dem Glauben auf, dass der Sphärenbund alles daran setzt, den Leuten
außerhalb zu helfen.
Durch Zufall belauscht sie eines Tages ein Gespräch, in
dem von einer Verschwörung gesprochen wird, an der sie und fünf weitere Studenten
beteiligt sein sollen. Das kann Ria nicht fassen und noch schwerer fällt es ihr
zu glauben, dass man die „Verräter“ so schnell und so unauffällig wie möglich
eliminieren möchte.
Zusammen mit den fünf Kommilitonen flieht sie ins
Clangebiet, wo sie nicht ganz so herzlich aufgenommen wird wie erhofft … und
nach und nach so manche erschütternde Wahrheiten erfährt.
Erster Satz:
Ich weiß, dass etwas Furchtbares passiert
sein muss, als Tomma den Raum betritt.
Das sagt Lucy:
Vorneweg: Die
Verratenen ist mein ganz persönliches Ursula-Poznanski-Debüt. Schon lange
standen ihre Titel auf meiner Leseliste und da ich bisher nur Gutes dazu gehört
habe – Ursula-Poznanski-Thriller seien Pageturner wie keine zweiten, hab ich
des Öfteren gehört – hatte ich hohe Erwartungen an das Buch. Letztlich hat es
mich nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil!
Ich hatte leider nicht viel freie Zeit in der Woche, als das
Buch erschien, weshalb es leider erst einmal ein paar Tage unaufgeschlagen auf
meinem Nachttisch stehen musste. Aber als ich dann angefangen habe zu lesen, habe
ich es sehr schnell durchgehabt. Pageturner, oh ja, das ist genau das richtige
Wort für dieses Buch.
Frau Poznanskis Schreibstil ist packend, absolut fesselnd.
Sofort zu Beginn befindet man sich im Geschehen und ganz langsam, Kapitel für Kapitel, bekommt man Informationen hingeworfen, die sich nicht alle sofort verwenden und zusammensetzen lassen. Und bis zum Schluss tappt man zusammen mit den Protagonisten im Dunkeln. Was mich sehr positiv überrascht hat. Ich muss nämlich gestehen, dass ich an
Thriller immer recht skeptisch herangehe. Zu oft ist es mir schon passiert,
dass der Schreibstil zu langweilig, die Story zu vorhersehbar oder die
Charaktere zu Mary-Sue/Gary-Stue sind.
Nicht so bei Die
Verratenen. Die Protagonisten haben – trotz ihrer Ausbildung zu Perfektion –
alle ihre Fehler und Macken und Eigenarten. Ich habe sie alle ins Herz
geschlossen – auch wenn ich nicht immer ganz einverstanden war, mit dem, was
sie so getrieben oder wie sie auf manches reagiert haben. Verstehen konnte ich
sie aber, was für mich immer sehr wichtig ist. Ich brauche beim Lesen einfach
diesen Identifikations-Faktor. Ich muss mit den Charakteren mitfühlen und ihre
Handlungen nachvollziehen können.
Die Protagonistin der Geschichte ist Ria, aus deren Sicht
wir in der Ich-Form alles berichtet bekommen. Doch insgesamt haben wir sechs
Studenten, die verraten werden und die sich zusammen auf der Flucht befinden,
und für mich sind sie alle Protagonisten – auch wenn manche von ihnen öfter
vorkommen als andere und man deshalb von manchen viel mehr weiß als von
anderen. Außerdem gibt es viele interessante Nebencharaktere, über die ich
hoffe, in den nächsten Bänden noch mehr erfahren zu können.
Namen spielen in diesem Buch eine wichtige Rolle, die
Sphärenbewohner erhalten mit ihrem Namen auch gleichzeitig ihre Lebensaufgabe
auferlegt. Wird jemand zum Beispiel nach einem Anführer und Herrscher benannt,
erhofft man sich von ihm, dass auch er einmal eine Führungsposition einnehmen
wird.
Aus Eleonore von
Aquitanien und Ariadne, Tochter des kretischen Königs Minos, haben meine
Namensgeber Eleria gemacht. Eleonore war eine der mächtigsten Frauen des
Mittelalters; Ariadne diejenige, die die Idee mit dem roten Faden hatte, der
einem den Weg zurück durchs Labyrinth zeigt. Soll ich später einmal an der
Spitze einer Sphäre stehen? Oder im Hintergrund die Fäden in der Hand halten?
(S.27)
Ich finde die Idee absolut klasse. Noch dazu weil die Namen
alle so mythisch und alt klingen und weil ich einfach ein absoluter Liebhaber
von Namen-mit-einer-Geschichte bin.
Die Thematik finde ich, obwohl sie natürlich nichts Neues
ist, gut gewählt. Das Gefühl von Freunden verraten worden zu sein und niemandem
mehr vertrauen zu können, das das gesamte Buch über herrscht, kennen (leider!) bestimmt
so einige aus eigener Erfahrung, und es stimmt einen während des Lesens wütend,
geschockt, hilflos, traurig – alles zusammen. Es fällt einem nicht sehr schwer,
sich in Rias Lage hineinzuversetzen.
Auch die dystopische Welt, die uns in dieser Geschichte
dargeboten wird, ist uns keine vollkommen fremde. Zwar hat sie sich durch
Kriege und natürliche Umwandlung ziemlich verändert. Nicht nur, dass die
Menschen nun in Sphären wohnen und ihnen viele Geräte und Traditionen aus unserer
Zeit völlig unbekannt sind, nein, die Welt ist nun auch eine sehr kalte, schnee-lastige.
Ich hoffe, dass in den nächsten Bänden noch genauer beschrieben wird, wie genau
es dazu kam. Was ist in dieser Langen
Nacht, wie sie im Buch genannt wird, passiert? Warum genau müssen so viele
Menschen außerhalb der Sphären um ihr Überleben kämpfen? Was hat es mit der
vermeintlichen Verschwörung unserer sechs Protagonisten auf sich? Warum will
man sie loswerden?
Die Verratenen ist
der Auftakt einer Trilogie und ich kann es kaum erwarten, den zweiten Band
zwischen die Finger zu kriegen. Als ich das Buch auf dem Weg zur Frankfurter
Buchmesse ausgelesen habe, war ich fast ein wenig traurig, dass es sich bei Frau
Poznanskis Lesung dort nicht um Auszüge aus Buch zwei handeln würde.
Zwischendurch hat sich die Handlung meiner Meinung nach
etwas zu sehr in die Länge gezogen und es waren mir fast ein wenig zu viel
Details und Alltag, bis wieder etwas „wirklich Wichtiges“ passiert ist. Doch das
spannungs- und actionreiche Ende hat das für mich wieder wettgemacht.
Fazit:
Ich muss mich all denen, die mir die Autorin empfohlen
haben, anschließen: Ursula Poznanski ist eine Thriller-Heldin. Mit Die Verratenen liefert sie uns in
mitreißender Schreibe eine Zukunftsvorstellung unserer Welt, in die man sich
leicht hineindenken und -fühlen kann ... und in der man sich plötzlich selbst wie verraten fühlt. Dafür gibt es von mir 5,5 Wombats.
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