Donnerstag, 18. Oktober 2012

[Rezension] Die Verratenen - Ursula Poznanski


  • *Leseprobe* 
  • Gebundene Ausgabe: 460 Seiten
  • Verlag: Loewe Verlag (Oktober 2012)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-13: 978-3785575468
Der Inhalt in wenigen Sätzen:

Ria gehört zu den zehn besten Studentinnen. Sie ist beliebt und privilegiert. Und sie ist eine Sphärenbewohnerin, das bedeutet, sie lebt in Wärme und Sicherheit, während die Außenbewohner, die sich zu Clans zusammen getan haben, jeden Tag in der Wildnis um ihr Überleben kämpfen. Ria wächst in dem Glauben auf, dass der Sphärenbund alles daran setzt, den Leuten außerhalb zu helfen. 
Durch Zufall belauscht sie eines Tages ein Gespräch, in dem von einer Verschwörung gesprochen wird, an der sie und fünf weitere Studenten beteiligt sein sollen. Das kann Ria nicht fassen und noch schwerer fällt es ihr zu glauben, dass man die „Verräter“ so schnell und so unauffällig wie möglich eliminieren möchte. 
Zusammen mit den fünf Kommilitonen flieht sie ins Clangebiet, wo sie nicht ganz so herzlich aufgenommen wird wie erhofft … und nach und nach so manche erschütternde Wahrheiten erfährt.

Erster Satz:

      Ich weiß, dass etwas Furchtbares passiert sein muss, als Tomma den Raum betritt. 

Das sagt Lucy:

Vorneweg: Die Verratenen ist mein ganz persönliches Ursula-Poznanski-Debüt. Schon lange standen ihre Titel auf meiner Leseliste und da ich bisher nur Gutes dazu gehört habe – Ursula-Poznanski-Thriller seien Pageturner wie keine zweiten, hab ich des Öfteren gehört – hatte ich hohe Erwartungen an das Buch. Letztlich hat es mich nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil!

Ich hatte leider nicht viel freie Zeit in der Woche, als das Buch erschien, weshalb es leider erst einmal ein paar Tage unaufgeschlagen auf meinem Nachttisch stehen musste. Aber als ich dann angefangen habe zu lesen, habe ich es sehr schnell durchgehabt. Pageturner, oh ja, das ist genau das richtige Wort für dieses Buch.  

Frau Poznanskis Schreibstil ist packend, absolut fesselnd. Sofort zu Beginn befindet man sich im Geschehen und ganz langsam, Kapitel für Kapitel, bekommt man Informationen hingeworfen, die sich nicht alle sofort verwenden und zusammensetzen lassen. Und bis zum Schluss tappt man zusammen mit den Protagonisten im Dunkeln. Was mich sehr positiv überrascht hat. Ich muss nämlich gestehen, dass ich an Thriller immer recht skeptisch herangehe. Zu oft ist es mir schon passiert, dass der Schreibstil zu langweilig, die Story zu vorhersehbar oder die Charaktere zu Mary-Sue/Gary-Stue sind. 

Nicht so bei Die Verratenen. Die Protagonisten haben – trotz ihrer Ausbildung zu Perfektion – alle ihre Fehler und Macken und Eigenarten. Ich habe sie alle ins Herz geschlossen – auch wenn ich nicht immer ganz einverstanden war, mit dem, was sie so getrieben oder wie sie auf manches reagiert haben. Verstehen konnte ich sie aber, was für mich immer sehr wichtig ist. Ich brauche beim Lesen einfach diesen Identifikations-Faktor. Ich muss mit den Charakteren mitfühlen und ihre Handlungen nachvollziehen können. 

Die Protagonistin der Geschichte ist Ria, aus deren Sicht wir in der Ich-Form alles berichtet bekommen. Doch insgesamt haben wir sechs Studenten, die verraten werden und die sich zusammen auf der Flucht befinden, und für mich sind sie alle Protagonisten – auch wenn manche von ihnen öfter vorkommen als andere und man deshalb von manchen viel mehr weiß als von anderen. Außerdem gibt es viele interessante Nebencharaktere, über die ich hoffe, in den nächsten Bänden noch mehr erfahren zu können. 

Namen spielen in diesem Buch eine wichtige Rolle, die Sphärenbewohner erhalten mit ihrem Namen auch gleichzeitig ihre Lebensaufgabe auferlegt. Wird jemand zum Beispiel nach einem Anführer und Herrscher benannt, erhofft man sich von ihm, dass auch er einmal eine Führungsposition einnehmen wird. 

Aus Eleonore von Aquitanien und Ariadne, Tochter des kretischen Königs Minos, haben meine Namensgeber Eleria gemacht. Eleonore war eine der mächtigsten Frauen des Mittelalters; Ariadne diejenige, die die Idee mit dem roten Faden hatte, der einem den Weg zurück durchs Labyrinth zeigt. Soll ich später einmal an der Spitze einer Sphäre stehen? Oder im Hintergrund die Fäden in der Hand halten? (S.27)

Ich finde die Idee absolut klasse. Noch dazu weil die Namen alle so mythisch und alt klingen und weil ich einfach ein absoluter Liebhaber von Namen-mit-einer-Geschichte bin. 

Die Thematik finde ich, obwohl sie natürlich nichts Neues ist, gut gewählt. Das Gefühl von Freunden verraten worden zu sein und niemandem mehr vertrauen zu können, das das gesamte Buch über herrscht, kennen (leider!) bestimmt so einige aus eigener Erfahrung, und es stimmt einen während des Lesens wütend, geschockt, hilflos, traurig – alles zusammen. Es fällt einem nicht sehr schwer, sich in Rias Lage hineinzuversetzen. 

Auch die dystopische Welt, die uns in dieser Geschichte dargeboten wird, ist uns keine vollkommen fremde. Zwar hat sie sich durch Kriege und natürliche Umwandlung ziemlich verändert. Nicht nur, dass die Menschen nun in Sphären wohnen und ihnen viele Geräte und Traditionen aus unserer Zeit völlig unbekannt sind, nein, die Welt ist nun auch eine sehr kalte, schnee-lastige. Ich hoffe, dass in den nächsten Bänden noch genauer beschrieben wird, wie genau es dazu kam. Was ist in dieser Langen Nacht, wie sie im Buch genannt wird, passiert? Warum genau müssen so viele Menschen außerhalb der Sphären um ihr Überleben kämpfen? Was hat es mit der vermeintlichen Verschwörung unserer sechs Protagonisten auf sich? Warum will man sie loswerden?

Die Verratenen ist der Auftakt einer Trilogie und ich kann es kaum erwarten, den zweiten Band zwischen die Finger zu kriegen. Als ich das Buch auf dem Weg zur Frankfurter Buchmesse ausgelesen habe, war ich fast ein wenig traurig, dass es sich bei Frau Poznanskis Lesung dort nicht um Auszüge aus Buch zwei handeln würde. 

Zwischendurch hat sich die Handlung meiner Meinung nach etwas zu sehr in die Länge gezogen und es waren mir fast ein wenig zu viel Details und Alltag, bis wieder etwas „wirklich Wichtiges“ passiert ist. Doch das spannungs- und actionreiche Ende hat das für mich wieder wettgemacht. 

Fazit:

Ich muss mich all denen, die mir die Autorin empfohlen haben, anschließen: Ursula Poznanski ist eine Thriller-Heldin. Mit Die Verratenen liefert sie uns in mitreißender Schreibe eine Zukunftsvorstellung unserer Welt, in die man sich leicht hineindenken und -fühlen kann ... und in der man sich plötzlich selbst wie verraten fühlt. Dafür gibt es von mir 5,5 Wombats.


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