Montag, 23. September 2013

[Rezension] Gone Girl - Das perfekte Opfer von Gillian Flynn

  • Broschiert: 576 Seiten
  • Verlag: FISCHER Scherz
  • ISBN-13: 978-3502102229
Der Inhalt in wenigen Sätzen (Klappentext):
„Was denkst du gerade, Amy?” Diese Frage habe ich ihr oft während unserer Ehe gestellt. Ich glaube, das fragt man sich immer wieder: Was denkst du? Wie geht es dir? Wer bist du? Wie gut kennt man eigentlich den Menschen, den man liebt?

Genau diese Fragen stellt sich Nick Dunne am Morgen seines fünften Hochzeitstages, dem Morgen, an dem seine Frau Amy spurlos verschwindet. Die Polizei verdächtigt sogleich Nick. Amys Freunde berichten, dass sie Angst vor ihm hatte. Er schwört, dass das nicht wahr ist. In seinem Computer findet die Polizei merkwürdige Hinweise. Er erhält sonderbare Anrufe. Was geschah mit Nicks wunderbarer Frau Amy?



Der erste Satz:
Wenn ich an meine Frau denke, fällt mir immer ihr Kopf ein.


Was Izzy dazu sagt:
Nick Dunne und Amy Elliott scheinen wie füreinander geschaffen. Von der ersten Minute an sprühen die Funken und als sie sich nach einigen Monaten wiedertreffen, ist klar, dass sie den Partner fürs Leben gefunden haben.
Zwei Jahre funktioniert ihre Ehe reibungslos. Bis die Fassade zu bröckeln beginnt. Nick ist nicht ständig der perfekte, fürsorgliche Ehemann, den Amy sich wünscht; Amy nicht die unentwegt glückliche und entspannte Ehefrau, die Nick zu Beginn ihrer Ehe in ihr gesehen hat. Nach und nach wird die emotionale Distanz zwischen ihnen immer größer, die Lügen häufiger und die einstige Liebe schwingt in Abscheu um.
Dann verschwindet Amy an ihrem fünften Hochzeitstag und Nick ist – wie sollte es für den Ehemann anders sein – der Hauptverdächtige.

Gone Girl ist in drei Teile untergliedert und setzt mit Amys Verschwinden ein. Im ersten Teil kommen abwechselnd Nick und Amy in Form von Tagebucheinträgen zu Wort.
Es liegt ein besonderes Augenmerk darauf, beide Charaktere gut kennenzulernen, denn Nick als auch Amy erzählen viel über ihre erste Begegnung, die ersten Tage als Frischverheiratete und das routinierte Eheleben. Kleinigkeiten zählen nicht nur in ihrer Beziehung, sondern auch für den Leser. 
Nick ist ein sympathischer Typ, dessen Leben ihm immer mehr aus den Händen gleitet. Aufgezogen von einem Vater, der seinen Sohn dazu brachte Frauen im Allgemeinen zu fürchten und wütende obendrein zu verachten.
Amy zeigt sich als gut betuchte Tochter eines perfekt harmonisierenden Bestseller-Autoren-Paares. Gesegnet mit einem messerscharfen Verstand und einer auffallenden Schönheit.
Richtig sympathisch ist von den zwei Protagonisten keiner. Denn nicht nur der Polizei fällt es schwer, Nick zu glauben, dass er nichts mit dem Verschwinden seiner Frau zu tun hat, auch der Leser fragt sich oft, was bei Nick Dunne wirklich Sache ist. Nick verstrickt sich in ein weitreichendes Lügengeflecht und sieht sich außer Stande, ehrliche Emotionen ob Amys Entführung auszudrücken. Punktum, er wirkt verdächtig.
Amy dagegen ist zunächst das liebestaumelnde Frauchen, später die angsterfüllte Ehefrau, die ihrem Mann nicht über die nächste Straßenecke traut. Jedoch wird man beim Lesen das Gefühl nicht los, dass viel mehr hinter ihr stecken muss, als diese Tagebucheinträge aufzeigen.

Nach dem Ende des erstes Teils, der circa die Hälfte des Buches umfasst, nimmt das Buch richtig an Fahrt auf. Viele der Wendungen sieht man in ihrem vollen Ausmaß nicht voraus. Man ist schockiert und fassungslos, während man Nick und Amy durch die Geschichte folgt.
Die Autorin schafft sehr lebendige Persönlichkeiten, deren psychische Abgründe deutlich hervortreten. Insbesondere Nick und Amy entwickeln sich in eine Richtig, die man als Leser nicht erahnt hätte. Sympathieträger sind sie eindeutig nicht. Dazu zählen Nicks Zwillingsschwester Go, die ohne Wenn und Aber zu ihrem Bruder steht. Und die bemühte Ermittlerin Bony, die einiges an Kompetenz aufgrund des Handlungsverlaufes einbüßen muss.
Auch an der Ehe wird in Gillian Flynns Buch kein gutes Haar gelassen. Die meisten Paare sind geschieden, oder unglücklich. Und Amy und Nick treiben ihr perfides Psychospiel, das mit Voranschreiten der Handlung eher widersprüchliche Gefühle im Leser aufkommen lässt. Auf eine abstoßende Art und Weise haben diese beiden einander wirklich verdient. Da ein großes Augenmerk auf ihr Umfeld, ihre Erziehung und ihr Innenleben gelegt wird, lassen sich ihre Handlungen erklären. Trotzdem habe ich mich oft gefragt: Ist das noch glaubwürdig? Wer würde so etwas tun, oder auf jene Handlung auf diese Weise reagieren? Kamen mir die zwei zu Beginn des Buches nur ein wenig zwielichtig vor; wie Charaktere mit Ecken und Kanten, habe ich sie am Ende verabscheut. Das ist eine Aufgabe, der Gillian Flynn sich über 560 Seiten lang widmet – und ihre Sache macht sie gründlich.
 
Fazit:
Gillian Flynns Gone Girl - Das perfekte Opfer bietet ein interessantes, sowie sehr schockierendes Psychospiel, bei dem man nie sicher ist, wem man trauen kann, oder nicht. Mir persönlich war das Buch manchmal ein wenig zu lang und darum bemüht Nicks und Amys Handlungen glaubwürdig zu machen. Alles in allem konnte ich es allerdings nur schwer zur Seite legen. Ich vergebe...

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