Das Jahr neigt sich langsam dem Ende zu. Lucy und ich haben uns gedacht, dass wir eines zumindest noch einmal tun müssen: Einen Rezi-Clash veröffentlichen!
Lucy und ich sind die letzten Wochen vor Erscheinen des Films komplett anders angegangen. Ich erzähle euch einmal kurz, wie das für jede von uns aussah:
Izzy:
Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht mehr weiß, wie ich es
geschafft habe, nur einen einzigen Trailer zu diesem Film zu sehen.
Doch im Nachhinein bin ich richtig froh, denn so war Die Tribute
von Panem: Catching Fire für mich wirklich bis auf die
paar winzigen Einblicke des Trailers neu, aufregend und einzigartig
und ... (fügt hier bitte alle positiven Adjektive ein, die euch in
Bezug auf einen Film in den Sinn kommen!). Ja,
ich war restlos begeistert vom Film und bin es auch jetzt noch, wenn
ich hier sitze und diesen Post schreibe!
Wo
soll ich anfangen? Der Film schafft für mich von Anfang an die
richtige Atmosphäre. Distrikt 12, seine Bewohner, die Kargheit
dieser Region sind wunderbar eingefangen. Besonders berührend ist es,
wenn zunächst Katniss ins Dorf der Sieger kommt und man sieht, wie
einsam es dort ist. Noch schlimmer aber, wenn die overdresste Effie
ihre Füße auf den Siegerboden in Distrikt 12 setzt und mit all
ihrer grotesken Buntheit und dem affektierten Gehabe, so gar nicht
hineinpasst.
Die Tour durch die anderen Distrikte war ebenso gelungen, auch wenn
man nicht viel von den Distrikten an sich sieht. Anrührend ist hier
natürlich Peetas und Katniss' Besuch in Distrikt 11, der meiner
Meinung nach kaum hätte besser umgesetzt werden können. Josh
Hutcherson und Jennifer Lawrence verstehen es in der Szene wunderbar,
Gefühle im Zuschauer aufkommen zu lassen.
Lucy: Auch für mich war diese Szene eine sehr emotionale und tränenreiche. Die großen Aufnahmen von Thresh und Rue, davor etwas hilflos, um Haltung bemüht ihre Familien, die einzelne Träne von Rues Mutter, die zu einem lautlosen Schluchzen anschwillt, die Stille und großen Augen der anderen Distriktbewohner, Katniss' und Peetas Gesichtsausdrücke und Worte - dieses Zusammenspiel war perfekt. Sowieso fand ich die Siegestour mit sämtlichen Reaktionen der Distriktbewohner sehr gut dargestellt.
Besonders gut dargestellt fand ich dabei auch die Beziehung zwischen Katniss und Peeta. Immer etwas krampfig, aber wenn es hart auf hart kommt, merkt man, wie sie sich aneinander festklammern. Besonders gefreut habe ich mich, dass sie neben der Alptraumszene auch die mitreingebracht haben, als Peeta mit Katniss über ihre und seine Lieblingsfarbe redet. Da musste ich gleich an eine ganz bestimmte Stelle in Mockingjay denken und musste lächeln.
(Und wo wir es gerade von emotionalen Peeta-Momenten haben. Ich fand es so toll und wichtig, dass sie das Gemälde, das er von Rue gemacht hat, gezeigt haben, und dass es so wunderschön gewesen ist.)
Izzy:
Auch die Darstellungen der anderen Charaktere kann sich sehen lassen.
Eines meiner persönlichen Highlights ist zum einen Effie. Wie auch im
ersten Teil, prallen bei ihr und den Tributen von Distrikt 12 Welten
aufeinander. Aber wo Effie damals noch komplett ein Fremdkörper
zwischen Katniss, Peeta und Haymitch war, sieht man nun, dass sie
sich in die Gruppe einfügt – auf ihre Effie-Art natürlich.
Elizabeth Banks bringt die vielen Nuancen dieses Charakters, die
Übertriebenheit und Oberflächlichkeit, über den Wunsch Peeta und
Katniss aufrichtig beizustehen, aber auch ihre Erkenntnis, wie falsch
diese Hungerspiele sind, jedes Mal auf den Punkt rüber. Einige ihrer
Szenen sind so intensiv gespielt, dass ich Tränen in den Augen
hatte. Und wenn man bedenkt, dass die gute Effie immer aussieht wie
ein schrecklich geschminkter, schriller Clown oder wahlweise auch
Pudel, soll das schon einiges sagen. Es war einfach schön, wie Effie
zum Zusammenhalt der Gruppe ein übergreifendes Symbol einführte
(bei ihr war es ihr goldenes Haar – Effie eben :-)) und dieses auch
tatsächlich den anderen überreichte.
Lucy: Für mich war aber auch Caesar Flickerman wieder grandios gespielt. Ich bin sowieso der Meinung, dass diese beiden Rollen, Effie und Caesar, mit die schwierigsten sind. Da muss jeder Augenaufschlag und jeder Schritt, jedes Kopfnicken und Kopfschieflegen und jedes verdammte Lächeln sitzen - und mal ehrlich, Stanley Tucci hat dieses Kapitol-Moderations-Lachen einfach drauf wie kein Zweiter!
Izzy:
Woody Harrelson hat es in diesem Film nun endgültig geschafft, mich
von seinem Haymitch zu überzeugen. Er sorgt für so einige lustige
Szenen, ist aber auch in der Lage ernste Töne anzuschlagen, oder mal
frech zu werden (insbesondere, wenn es um Katniss geht).
Lucy: Auch wenn ich mir Haymitch rein optisch ganz anders vorgestellt habe, kann ich Izzy da nur zustimmen. Woody Harrelson überzeugt! Geärgert hat mich nur, aber da kann der Gute nichts dafür, dass sie seine Hungerspiele nicht gezeigt haben; nicht einmal kurz erwähnt haben, was damals vorgefallen ist. Diese Szene hätte ich nicht nur gerne mit im Film gehabt, weil Haymitch zu meinen Lieblingscharakteren zählt und man ihn dadurch noch einmal von einer ganz anderen Seite kennen und ihn somit auch besser verstehen gelernt hätte, sondern vor allem, weil er Katniss im Buch auch auf etwas Wichtiges, Spielrelevantes hinweist.
Auch die anderen Siegertribute hätte man so noch besser vorstellen können.
Stattdessen kriegt Snow eine Enkelin? Ich meine, ich fand es gut, dass man öfter einmal einen Einblick von Snow bekommen hat (v.a. die Reaktion auf das Spotttölpel-Kleid war genial!), aber musste man deshalb eine Enkelin herbeischaffen? Das hat für mich so ganz und gar nicht gepasst!
Izzy: Lenny Kravitz ist
als Cinna wunderbar (– weiß hier wirklich nicht was Lucy damit
meint, dass sie findet, Kravitz' Cinna könnte auch auf Katniss
stehen?).
Lucy: Das erläutere ich dir gerne, liebe Izzy! Es gab ihm ersten Teil zwei Cinna-Szenen: Die, wo er Katniss für die Parade vorbereitet. (die ist wundervoll!) Und die Verabschiedungsszene, bei der sie Stirn an Stirn einen Augenblick zu lange dagestanden haben und er sie sehr intensiv angesehen hat. Und dann dieses Flüstern. Das hatte für mich nichts Väterliches und nichts Freundschaftliches und auch nichts Cinna-bewundert-Katniss-mäßiges. Ist dir das wirklich nicht aufgefallen?
Allerdings muss ich sagen, dass all das in Catching Fire nicht mehr so ist. Lenny Kravitz hat mir dieses Mal wirklich gut in der Rolle des Stardesigners gefallen - vor allem seine Gestik und sein zurückhaltendes Lächeln, das zeigt, dass er das alles nicht für Bewunderung und Ruhm macht, sondern für Katniss.
Izzy: Grandios
finde ich überraschenderweise (warum überraschenderweise? Mir war von Anfang an klar, dass sie das rocken wird! Aber vielleicht lag das auch daran, dass ich schon Interviews und Clips mit ihr gesehen hatte, hehe!) Jena Malone als Johanna (sie haben die
Auszieh-Szene im Aufzug echt gebracht und sie hätte es nicht besser
machen können – habe mich kaputtgelacht!). Sie bringt Johannas Wut
darüber ein Spielball des Kapitols zu sein, so unterhaltsam, gut
und schlagfertig rüber, dass ich den Charakter sogar schon in diesem
Band mögen konnte (war beim Buch nicht der Fall!).
Lucy: Ganz besonders gelungen fand ich die Darstellung von Mags. Sie ist mir ja im Buch schon ziemlich ans Herz gewachsen, aber der Film hat da nochmal was draufgelegt. Lynn Cohen als Mags ist einfach herzallerliebst und weil sie immer so gutmütig und putzig mit dem Mund und den Augen gelächelt hat, musste ich bei ihren Szenen permanent die Tränen zurückhalten. Sehr gut rübergebracht war auch ihr Verhältnis zu Finnick. Hach, Finnick ...
Izzy: Genau, kommen wir nun zu meinem Lieblingsthema: Finnick. Vielleicht ist es noch
nicht bekannt, aber ich bin ein kleines*hust* Finnick-Fangirl. Beim
Lesen hatte ich jedoch immer Garrett Hedlund vor Augen und war dann
ein wenig enttäuscht, dass Sam Claflin das Rennen gemacht hat. Im
Nachhinein überzeugt er in der Rolle. Tatsächlich geht es mir bei
der Darstellung von Finnick in Catching Fire aber wie mit
Haymitch in Hunger Games. So ganz begeistert oder vom Hocker
gerissen hat es mich nicht. Obwohl ich sagen muss, dass besonders die
Stelle mit Mags im Nebel super von Claflin herübergebracht wird. Trotzdem gilt: Ich
finde ihn ganz nett in der Rolle, aber zu Begeisterungsstürmen
bringt er mich (noch) nicht.
Lucy: Ich war nicht ganz so enttäuscht über diese Schauspielerauswahl wie Izzy, aber meine Vorstellungen von Finnick, dem Adonis, trifft Sam Claflin - so gern ich ihn als Schauspieler auch habe und so niedlich ich ihn auch finde - auch nicht. Aber er hat tolle Grübchen! Und ich liebe, wie er ihn spielt. Er hat mich überzeugt, sowohl mit seiner Zuckerstückchen-Szene (im Original kommt das bestimmt noch cooler rüber), als auch mit den stillen Momenten, die er fern der Gruppe verbringt, nah am Wasser, in sich gekehrt, an Mags und Annie denkend.
Und auch Beetee und Wiress sind es mMn wert, erwähnt zu werden. Mal abgesehen davon, dass Beetee in der Arena etwas zu kurz kommt, finde ich die beiden super und sehr buchnah - wie Beetee die Sätze von Wiress beendet, wie Wiress nichts mehr sagt als Tick-Tack, Tick-Tack. Und die Mimik ist bei beiden klasse. ich habe geliebt, wie Beetee öfter einmal die Brille angehoben hat.
Und findet ihr nicht auch, dass die Arena grandios dargestellt worden ist? Ich muss gestehen, als ich das Buch gelesen habe, konnte ich mir das gar nicht so gut vorstellen, aber im Film sah das alles plötzlich richtig einleuchtend ein. Ich war restlos begeistert von jeder einzelnen Spalte und Darstellung der Dinge, die dort passiert sind.
Nur warum haben sie Peeta ganz zu Beginn der Spiele jemanden umbringen lassen? Mal abgesehen davon, dass Peeta laut Buch eigentlich gar nicht schwimmen kann und deshalb nicht die geringste Chance gehabt hätte, ist es total out-of-character. Peeta Mellark, der Künstler, der Poet, der sanfte Bäcker tötet nicht - zumindest nicht so. Besser hätte es mir gefallen, wenn Finnick das erledigt hätte.
Izzy:
Gale ist mir wie immer egal.:-) Was soll ich sagen, der Charakter geht
mir die meiste Zeit eigentlich nur auf den Geist, wenn ich die Bücher
lese. Von daher ist es wahrscheinlich etwas, das ich Liam Hemsworth
positiv ankreiden kann, denn immerhin, hat Gale mich nicht allzu sehr
gestört. Er war halt da – mehr auch nicht (Yeah!).
Lucy: Gale war mehr als nur da! Ich muss sogar sagen, dass er mir im Film sehr viel sympathischer geworden ist. Ich bin absolut Team-Peeta, aber ich muss sagen, dass ich Gale im Film viel besser verstehen kann als im Buch. Liam Hemsworth mag vielleicht nicht unbedingt aussehen wie mein Buch-Gale, aber er spielt ihn toll.
Und wo wir schon in Distrikt 12 sind, Prims Entwicklung ist im Film auch prima rüber gekommen, sei es in der Szene, als sie sich um Gales Wunden kümmert, oder als sie sich mit Katniss über die Spiele und die Rebellion unterhält. Sehr emotional fand ich auch die Stelle, als die Schwestern sich umarmen und sich sagen, dass sie sich lieb haben. Eine wichtige und aussagekräftige Stelle, denn während es für Prim leicht ist, jemanden in den Arm zu nehmen und ihm zu sagen, wie wichtig er einem ist, ist es für Katniss eher eine Seltenheit, dass sie so etwas tut.
Izzy:
Die Machart des Filmes kann von der ersten Minute an überzeugen.
Katniss' Welt wird real und greifbar und das durch gezielte
Kameraführung und einen unaufdringlichen Soundtrack. Auch hier gibt
es einige Szenen, die leicht in den Kitsch hätten abrutschen können,
aber Dank der Musik und der Darstellung ist das nicht der Fall
(Erinnert sich noch jemand an die Gewächshaus-Szene in The Mortal
Instruments, als sie nicht nur peinlich vor sich hingeschwafelt
haben, dann die Blüten begannen zu leuchten(!) und - ja, das ist
noch nicht alles, auch wenn es sich schon schrecklich genug liest –
dieses wirklich kitschige Lied eingesetzt hat? DAS wird man in
Catching Fire nicht finden). Generell steckt für mich mehr
Liebe zum Detail, zur Darstellung der Charaktere und der Grundmessage
des Buches an sich in diesen Filmen.
Hier
könnten sich so einige Buchverfilmungen, die nur aufs große Geld
aus sind, mal eine gehörige Scheibe abschneiden. Vielleicht bleibt
es uns Zuschauern dann erspart, sich durch Filme wie Beastly oder
Mortal Instruments: City of Bones quälen
zu müssen. Oder vergebens auf eine Fortsetzung von solch grandiosen
Büchern, wie His Dark Materials/Der Goldene Kompass
zu warten, da die ersten Teile so auf ganzer Linie enttäuschten,
dass sie an der Kinokasse floppten.
In diesem Sinne können wir nur sagen: ein klasse Film, den man gesehen
haben muss. Wirklich jetzt, wenn ihr noch nicht im Kino wart (schämt
euch ein wenig!;-)), holt es nach! Und nehmt Taschentücher mit!
Wie findet ihr den Film? Was hat euch gefallen oder nicht; was überrascht oder enttäuscht?