Montag, 18. November 2013

[Rezension] Momo von Michael Ende

http://www.amazon.de/Momo-Retro-Ausgabe-Michael-Ende/dp/3522201884/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1384375810&sr=8-1&keywords=momo
  • Broschiert: 272 Seiten
  • Verlag: Thienemann
  • ISBN-13: 978-3522201889
Der Inhalt:
Eine gespenstische Gesellschaft "grauer Herren" ist am Werk und veranlasst immer mehr Menschen, Zeit zu sparen. Aber in Wirklichkeit betrügen sie die Menschen um diese ersparte Zeit. Als die Not am größten ist und die Welt ihnen schon endgültig zu gehören scheint, entschließt sich Meister Hora, der geheimnisvolle "Verwalter der Zeit", zum Eingreifen. Doch dazu braucht er die Hilfe eines Menschenkindes. Die Welt steht still und Momo, die struppige kleine Heldin der Geschichte, kämpft ganz allein, mit nichts als einer Blume in der Hand und einer Schildkröte unter dem Arm, gegen das riesige Heer der "grauen Herren" - und siegt auf wunderbare Weise.

Der erste Satz:
In alten, alten Zeiten, als die Menschen noch in ganz anderen Sprachen redeten, gab es in den warmen Ländern schon große und prächtige Städte.

Was Izzy dazu sagt:
Ihr kennt sie bestimmt auch, diese Bücher, die es schaffen, dem Leser eine ganz eigene Welt aufzuzeigen. Die euch mit jedem Wort, jedem Satz und jeder weiteren Seite vergessen lassen, wo ihr euch gerade befindet. Die es vollbringen, dass die Realität zurückweicht und euch gar nicht mehr in den Sinn kommt, dass ihr nur ein Buch lest und es irgendwann wieder vorbei sein wird. Michael Endes Momo ist genau so ein Buch!

Das Waisenmädchen Momo lebt allein in einem alten Amphitheater. Als die Leute der Umgebung von dem Kind erfahren, sind sie zunächst skeptisch, doch Momo besitzt die einzigartige Eigenschaft, Menschen schnell für sich zu gewinnen. Es braucht also nicht lange, bis sie nicht nur akzeptiert wird, sondern jedem einzelnen ans Herz wächst. Nicht nur das, mit der Zeit wird das Kind durch ihre unnachahmliche Gabe zu zuhören zum Stadtgespräch und Menschenmagnet. Wann immer Momo in der Nähe ist und ihnen ihre Aufmerksamkeit schenkt, schaffen es die Leute über sich hinauszuwachsen. Und das gelingt dem kleinen Mädchen nur dadurch, dass es aufmerksam zuhört. 
Momo ist ein liebenswerter Charakter, dem nichts wichtiger ist als ihre Freunde. Sie hat eine schöne Sicht auf die Welt, die gerade durch ihre Simplizität beeindruckt. Dass sie nicht viele weltliche Besitztümer hat, ist ihr klar. Doch etwas besitzt sie im Überfluss und teilt es gern, um anderen zu helfen, sie aufzumuntern oder ihnen schlichtweg nur Gesellschaft zu leisten. Momo ist reich an Zeit!

"Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken je darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit." ~ S.57

Ihr Gegenüber stehen die geheimnisvollen Grauen Männer, die umhergehen und die Leute dazu bringen, Zeit einzusparen. Man könnte sich nun fragen, wie das aussieht? Nach den Grauen Männern vertun die meisten Menschen ihre Zeit mit unnützen Tätigkeiten oder Nettigkeiten, die rigoros gestrichen werden können. Dadurch werden herzliche Menschen, die ihren Beruf und ihr Leben lieben, vom einen auf den anderen Tag zu griesgrämigen Hektikern, die nur nach einem Motto zu leben scheinen:

"Gesparte Zeit ist doppelte Zeit!" ~ S.69
 
Dieses Verhalten ist es, dass die Welt kälter macht. Jeden von seinen Mitmenschen entfernt, statt sie ihnen näherzubringen. Und den Zeitsparer am Ende mit einem großen Loch im Inneren zurücklässt, das er so vehement versucht hat, mit dem Zeitsparen zu stopfen. 
Als immer mehr Menschen keine Zeit mehr für die wirklich wichtigen Dinge im Leben haben, bittet der geheimnisvolle Meister Hora die kleine Momo um Hilfe. 
Momo, ein einfaches Kind, mit einem starken Herzen, lässt sich auf das Abenteuer ein, ihre Freunde und den Rest der Welt von den Zeit-Dieben zu befreien. Anrührend wird erzählt, warum sie es schafft, ihre Angst hinter sich zu lassen und für die Zeit der Menschen einzustehen.

Das Buch erschien 1973 und es ist für mich während des Lesens immer wieder beeindruckend gewesen, wie viele Parallelen es trotzdem zur heutigen Zeit aufweist, ja, wie klarer diese meiner Meinung nach sogar geworden sind. Wer ist nicht schon einmal durch die Stadt gegangen, hat sich in der U-Bahn umgesehen und erkannt, wie müde, lust- und freudlos die meisten Menschen durch ihr Leben gehen? Genau diese Thematik greift der Autor in Momo auf und gibt ihr mit den Grauen Männern ein Gesicht.
Mich hat es nachdenklich zurückgelassen und etliche der wundervollen, tiefsinnigen Sätze und Anmerkungen dieses Buches, haben mich auch lange nach dem Lesen noch beschäftigt. Denn viel geht einem manchmal verloren, weil man denkt, nicht die Zeit dazu zu haben, oder man sich kindisch oder lächerlich dabei vorkommt, in den Tag hinein zu träumen.

Doch gerade Kinder verfügen über diesen angeboren Instinkt, aus jedem Moment etwas Großartiges und Wundervolles zu schaffen.

 "Wenn wir ganz und gar aufgehört haben Kinder zu sein, dann sind wir schon tot."  ~ Michael Ende

Kind sein ist Momos größte Stärke, denn es bedeutet für sie, offen für die Welt und ihre kleinen, großen und unzähligen Wunder zu sein. Michael Ende war ein leidenschaftlicher Verfechter des Kindes im Erwachsenen, das gepflegt und beachtet, anstatt unterdrückt und zum Schweigen gebracht werden muss.
So ist auch Momo eine Hommage an die Kindlichkeit in jedem Menschen. Ein Weckruf sich mehr auf seine Umgebung, Mitmenschen und die Welt an sich einzulassen. Michael Ende plädiert mit starker Sprache, liebenswerten Charakteren und einer einzigartigen Geschichte dafür, die Schönheit auch in einfachen Dingen zu erkennen und schätzen zu lernen. Und das bringt er so gekonnt in der Geschichte unter, dass man sich nie vorgeführt oder belehrt fühlt.

Fazit:
Momo ist ein wunderschönes Buch voller Fantasie, Weisheit und Lebensfreude. Ein Muss für jeden Leser und ein grandioses Werk, das Michael Ende uns hinterlassen hat und hoffentlich noch von Generationen gelesen und geliebt werden wird.

 

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