Dienstag, 18. Juni 2013

[Rezension] Stadt aus Trug und Schatten von Mechthild Gläser

  • Gebundene Ausgabe: 412 Seiten
  • Verlag: Loewe Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-13: 978-3785574027
Der Inhalt in wenigen Sätzen (Klappentext):

Flora fällt aus allen Wolken, als sie erfährt, dass ihre Seele seit jeher ein nächtliches Doppelleben in der geheimnisvollen Stadt Eisenheim führt. Von nun an wird sie nie wieder schlafen, ohne dass ihr Bewusstsein in die farblose Welt der Schatten wandert. Als wäre das nicht unerfreulich genug, hat ihre Seele offenbar den Weißen Löwen gestohlen, einen mächtigen alchemistischen Stein, nach dem sich nicht nur die Herrscher der Schattenwelt verzehren.

Bald ist Flora selbst in der realen Welt vor den Gefahren Eisenheims nicht mehr sicher und eines ist klar: Sie kann niemandem trauen, nicht einmal Marian, der plötzlich in beiden Welten auftaucht und dessen Küsse vertrauter schmecken, als ihr lieb ist.


Der erste Satz: 

"Pfeifend strich der Wind durch die Straßen der Stadt und kratzte an den Fassaden der Häuser."

Buchtrailer:



Was Izzy dazu sagt:


Mechthilds Gläsers Debütroman Stadt aus Trug und Schatten erzählt die Geschichte der 17–jährigen Flora, die eines nachts entdeckt, dass es eine Welt der Schlafenden gibt, die alle Menschen Nacht für Nacht besuchen. Für Flora kommt diese Erkenntnis völlig untererwartet, war sie bis jetzt eine Schlafende, ein Mensch, der sich nicht an seine Erlebnisse in der Stadt des Schlafes, Eisenheim, erinnert. Doch Floras Seele pochte darauf aufgeweckt und zu einer Wandernden gemacht zu werden, denn sie trägt ein Geheimnis mit sich, dass unbedingt gewahrt werden muss. Denn nur Flora weiß, wo sich der mächtigste Stein Eisenheims, der sagenumwobene Weiße Löwe befindet.

Stadt aus Trug und Schatten entführt in flüssiger, klarer Sprache in die Städte Essen und Eisenheim. Die Grenzen zwischen diesen beiden sind so gut verwischt, dass ich mir beim Lesen Eisenheim ebenso realistisch vorstellen konnte wie das mir sehr bekannte Essen. Insbesondere die Schattenwelt und ihre Eigenarten sind für mich die größten Stärken des Buches. Ich mochte, die Umgebungsbeschreibungen und Erklärungen, ebenso den Grundkonflikt, dass die Schlafenden eigentlich ausgebeutet werden, ohne es zu wissen.

Der Hauptcharakter Flora hingegen konnte bei mir keine allzu große Sympathie wecken. Sie ist meist vorlaut, was oft auch schon an Zickigkeit grenzt und agiert meiner Meinung nach zu launisch. Dies spiegelt sich vor allem in den Szenen mit ihrem männlichen Pendant Marian wieder, der dieses Spielchen mitspielt. Sind die beiden auf der einen Seite noch in trauter Zweisamkeit vereint, sind sie auf der nächsten zerstritten. Und das wegen Kleinigkeiten, die jeder der beiden lieber für sich behalten möchte, deren Ansprache ihre permanenten Streitigkeiten allerdings vermeiden könnte. Leider sind sie für mich als Paar nicht sehr überzeugend, denn es gibt kaum eine Vertrauensbasis zwischen ihnen und kommt es mal zu einem Streit, wird Flora – mal wieder – zickig und Marian sieht keine andere Wahl, als ihr – auch mal wieder – seine unsterbliche Liebe zu gestehen. Wann und warum sich diese entwickelt hat, bekommt man als Leser aber leider nicht zu sehen. Ich persönlich fand es da am schwierigsten, ihre Liebe füreinander bei diesem ständigen heiß und kalt und ohne viel Hintergrund ernst zu nehmen.

Sehr gelungen ist für mich dagegen die Darstellung des weisen alten Oberhauptes des Grauen Bundes, Fluvius Grindeaut. Sind diese mächtigen Berater in anderen Büchern oft ein Quell von Reinheit und Wissen, verleiht die Autorin Fluvius so einige Abgründe und dunkle Seiten. Das hat mir äußerst gut gefallen. Auch seine Tochter Amadé ist mir ans Herz gewachsen und ich freue mich darauf im nächsten Band hoffentlich mehr über sie zu erfahren.

Einige der Geheimnisse und Handlungsstränge sind für ältere Leser wahrscheinlich recht schnell zu durchschauen, dennoch schaffte das Buch es, mich mit einigen Fragen zurückzulassen. Was hat es mit der Dame auf sich? Was wird der Eiserne Kanzler nun tun? Und was kann der Weiße Löwe wirklich, dass ihn alle so dringend für sich haben wollen?

Ich bin gespannt auf die Antworten, die hoffentlich im Abschlussband Nacht aus Rauch und Nebel beantwortet werden.

Fazit: 

Stadt aus Trug und Schatten bietet altersgerechte Unterhaltung und konnte bei mir, als älterer Leserin durch seinen flüssigen Schreibstil und die ideenreiche Ausarbeitung der Stadt der Schlafenden, Eisenheim, punkten.
Auf den nächsten Band Nacht aus Rauch und Nebel freue ich mich.


2 Kommentare:

Deengla hat gesagt…

Ich finde es interessant, dass die Bücher in Essen (bzw. dem fiktionalen Eisenheim) spielen und mal nicht in Berlin. Auch die Grundidee klingt wirklich vielversprechen!

Izzy hat gesagt…

Hi Deengla!

Die Geschichte mal nicht in einer der gängigen Großstädte spielen zu lassen, sondern ganz bewusst in Essen zu bleiben, finde ich auch einen tollen Ansatz.
Für mich war es dadurch nochmal spannender Flora zu folgen, da ich Essen selbst gut kenne und mir die Schauplätze sofort vor Augen führen konnte.

Viele liebe Grüße
Izzy

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