Lucy, Leselurch und ich hatten die tolle Gelegenheit ein persönliches Interview mit Mechthild Gläser zu führen und sie mit unseren Fragen rund um Eisenheim, das Autorenleben und allem, was uns sonst noch so eingefallen ist, zu bombadieren.
Lest hier ihre Antworten:
1.
Wie bist du zum
Schreiben gekommen?
Ich
habe schon immer gerne gelesen, bereits als Kind besaß ich einen Ausweis zu
unserer Stadtbücherei und habe mich da quer durchgegraben. Dabei war ich auf
kein Genre festgelegt, sondern habe alles verschlungen, was mir in die Hände
fiel. Lesen war für mich ein Abenteuer, in das ich eintauchen konnte. Es
faszinierte mich, dass sich zwischen Papier und Druckerschwärze ganze Welten
verbergen können, dass finde ich noch immer magisch.
Darüber,
selbst einmal ein Buch zu schreiben, habe ich als Kind aber überhaupt noch
nicht nachgedacht. Es klingt vielleicht komisch, aber in meinem Kopf waren
Schriftsteller nie echte Menschen, sondern irgendwie perfekte Wesen, die etwas schafften,
was man selbst nie hinkriegen würde.
Als
ich 14 Jahre alt war, habe ich an der Theater AG meiner Schule teilgenommen und
irgendwann herausgefunden, dass unsere Lehrerin die Stücke, die wir dort
aufführten, selbst schrieb. Das war für mich das Aha-Erlebnis – mir wurde klar,
dass Geschichten von ganz normalen Menschen verfasst werden, wie zum Beispiel
Lehrerinnen. Diese Erkenntnis gab mir den Mut, mich zum ersten Mal selbst an
einen Text zu setzen.
Natürlich
war es auch ein Theaterstück, das
erschien mir in diesem Moment am naheliegensten. Als es fertig war, habe ich es
meiner Lehrerin gezeigt, und der hat es tatsächlich so gut gefallen, dass wir es
aufgeführt haben! Nach diesem ersten Erfolg bin ich dann relativ schnell auf
die Idee gekommen, mich auch einmal an einem Roman zu versuchen.
2.
Und wie liefen
deine ersten Versuche ein Buch zu schreiben?
Als
ich mein erstes Buch geschrieben habe, war ich fünfzehn Jahre alt und es war
noch sehr, sehr mädchen- und märchenhaft, mit Einhörnern und Glitzer und solchem
Kram. Im Grunde war es auch noch kein richtiges Buch, dafür war es viel zu
kurz. Um das zu vertuschen, habe ich die Seitenränder extra breit gemacht und
eine extreme Schriftgröße gewählt. So konnte ich den Text dann auf über hundert
Seiten strecken und mir selbst sagen: Ich habe ein Buch geschrieben.
Allerdings
wurde mir relativ rasch danach bewusst, dass die Geschichte vielleicht doch
noch nicht so toll und ja eigentlich auch viel zu kurz war. Also habe ich es
noch einmal mit einer neuen Idee probiert. Inzwischen war ich sechzehn und das
Ergebnis dieses Versuchs war das Manuskript, mit dem ich mich bei meiner heutigen
Agentur beworben habe.
3.
Wie sieht dein
Schreiballtag aus?
Es
gibt eigentlich keinen richtigen Alltag. Da ich noch studiere, muss ich sehen,
wo noch Zeit übrig bleibt, die ich nutzen kann. Zwischendurch hab ich die
Semesterferien, in denen ich versuche jeden Tag zu schreiben und so viel wie
möglich zu schaffen (am besten zehn Seiten pro Tag). Aber während die Uni
läuft, geht das eben nicht immer. Oft kann ich wochenlang gar nichts schreiben,
weil ich Prüfungen, Referate und Hausarbeiten zu erledigen habe. Deshalb kann
ich es mir auch generell nicht leisten zu sagen, ich schreibe nur zu einer
bestimmten Zeit am Tag. Ich schreibe, wann immer es möglich ist.
4.
Wo schreibst du
am liebsten?
Ich
habe festgestellt, dass es mir total hilft, in die Bibliothek zu gehen. Am
liebsten und am besten schreibe auf einem harten Stuhl, ohne Internetzugang
oder anderen Schnickschnack, der mich ablenkt. Das bringt mich dazu, mich
komplett auf die Geschichte zu konzentrieren.
5.
Welcher
Charakter war zuerst in deinem Kopf?
Flora.
6.
Wie viel von der
Flora, die wir aus dem Buch kennen, war von Anfang an da und was hat sich
spontan beim Schreiben entwickelt?
Das
kann ich eigentlich gar nicht so genau sagen. Es ist ein Prozess, sowohl die Charakterentwicklungen
als auch der Plot an sich greifen beständig ineinander über, sodass ich nicht sagen
könnte: „Ich suche mir jetzt erst die Figur aus und dann erfinde ich den Plot.“
Beim
Schreiben selbst verändert sich dann natürlich auch noch einmal viel. Ich hatte
Floras Charakter vorher schon vor Augen, aber während des Erzählens hat sie
sich hier und da doch anders entfaltet, als ich das eigentlich gedacht und
geplant hatte.
7. Wie viel
Mechthild steckt in Flora?
Wir
wohnen in derselben Stadt und machen beide Ballett (allerdings ist Flora sehr
viel besser darin als ich). Da hören die Parallelen aber auch schon auf.
Während Flora ihr Herz auf der Zunge trägt, bin ich ein etwas leiserer Typ.
Außerdem ist sie eindeutig mutiger als ich.
.
8. Wenn es möglich
wäre, einen Charakter aus deiner
Dilogie zu treffen, welcher wäre das und
warum?
Das
wäre eindeutig der Eiserne Kanzler. Er ist so ambivalent, man weiß nie, was er
gerade so im Schilde führt und ich finde das sehr reizvoll. Ich würde liebend
gern mal im Backand einen Tee mit ihm trinken gehen.
9. Hörst du beim Schreiben gerne Musik?
Nein.
Vor bestimmten Szenen höre ich manchmal Soundtracks, um eine Stimmung besser
einfangen zu können. Aber während des Schreibens nervt mich Musik eher und
lenkt mich ab. Da müsste ich dann die ganze Zeit aufpassen, nicht den Songtext
statt der Geschichte zu tippen.
10. Wie würdest du dich als Autorin in drei Worten beschreiben?
Märchenhaft,
schokoladen- und wortsüchtig, neugierig.
11.
Was war dein
schönstes Buch-Erlebnis?
Ich
würde sagen, schönstes Buch-Erlebnis
ist eigentlich immer, wenn ich etwas total Tolles lese, wenn ich ein Buch
zuschlage und mit einem warmen Gefühl zurückbleibe. Das ist bei mir zum
Beispiel bei den Romanen von Jane Austen so. Stolz und Vorurteil könnte ich wieder und wieder lesen.
12.
Hast du einen
Lieblingsautor/eine Lieblingsautorin?
Neben
Jane Austen mag ich auch Micheal Ende sehr. Zuletzt vom Hocker gehauen hat mich
Solange die Nachtigall singt von
Antonia Michaelis.
13.
Was war dein
schönstes Erlebnis als Autorin?
Am
schönsten war bisher der Tag, als die Nachricht kam, dass Loewe mir einen
Vertrag anbietet. Ich war ja vorher relativ lange, nämlich insgesamt 7 Jahre,
bei meiner Agentur unter Vertrag, ohne dass ein Verlag etwas von mir
veröffentlichen wollte. Fast hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben. Als ich Stadt aus Trug und Schatten geschrieben
habe, schwang schon so ein bisschen der Gedanke mit: Wenn es jetzt nicht
klappt, lässt du es sein. Sieben Jahre Ablehnungen haben viel Kraft gekostet. Als
dann die Zusage von Loewe kam, war die Freude natürlich riesig.
14.
Worauf bist du
bei Stadt aus Trug und Schatten und Nacht aus Rauch und Nebel besonders
stolz?
Also
an der Geschichte selbst gefällt mir die Schattenwelt am besten. Es hat mir
großen Spaß gemacht, Flora Eisenheim erkunden und dabei immer wieder neue Ecken
finden zu lassen.
15.
Was fiel dir beim
Schreiben besonders schwer?
Bei
Nacht aus Rauch und Nebel war es
schwierig, das Ende zu finden. Zwischenzeitlich hatten wir ja mal an drei Bände
gedacht. Da es nun aber doch eine Dilogie werden sollte, musste ich schon sehr
hin und her überlegen, wie ich alle Handlungsstränge zum Abschluss führen
konnte.
16.
Buch oder eBook?
Ich
habe selbst noch keinen eReader. Das heißt aber nicht, dass ich dem ablehnend
gegenüber stehe und nur Papier lesen will. Ich mag zwar das Gefühl, ein echtes
Buch in der Hand zu halten, aber ich denke, ich käme auch gut mit einem Reader
klar. Da ich momentan aber ohnehin kaum Zeit zum Lesen finde, hatte ich bisher
nicht den Eindruck, mir unbedingt einen anschaffen zu müssen.
17.
Tipps für
Neulinge, was das Schreiben angeht?
Ganz
wichtig ist die Bereitschaft, ständig an sich und den eigenen Texten zu
arbeiten. Aber auch Durchhaltevermögen braucht es, denn vielleicht sammelt man,
so wie ich, erst einmal jahrelang Absagen und stellt erst hinterher fest, dass
sich die Geduld gelohnt hat.
3 Kommentare:
Wie alt ist Mechthild Gläser denn eigentlich? War überrascht zu lesen, dass sie Studentin ist.
@ Deengla: Sie ist 1986 geboren, das heißt, sie müsste 27 sein oder zumindest dieses Jahr noch werden.
Danke für die Info!
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