Freitag, 25. Oktober 2013

[Rezension] Himmelsfern von Jennifer Benkau

  •  *Leseprobe*
  • Gebundene Ausgabe: 495 Seiten
  • Verlag: Script5
  • ISBN-13: 978-3839001431
Klappentext:

Noa verliebt sich. Doch ihr bleiben nur zwei Wochen. In zwei Wochen wird der Junge, den sie liebt, dem Menschsein den Rücken kehren, vielleicht für immer.

Hat ihre Liebe unter diesen Umständen überhaupt eine Chance? Wird der Schmerz am Ende nicht viel zu groß sein?

Doch Noa kennt das Spiel mit dem Feuer - ihre Leidenschaft ist der Tanz mit den brennenden Poi. Wird sie es schaffen, ihre Furcht zu bezwingen, so wie sie bei jedem Training, jedem Auftritt ihre Angst überwindet? Denn sie ist seine einzige Hoffnung ...


Der erste Satz:

        Das Gefühl überkam mich flüchtig wie ein Déjà-vu von fallenden Federn und gleichzeitig drängend, als drücke eine Hand gegen meine Brust. 



Das sagt Lucy:

Himmelsfern traf mich mitten ins Herz; mit solcher Wucht, das ich während der Lesestunden immer einmal wieder zitterte (manchmal nicht nur innerlich!) und/oder weinte (was mir die Sicht versperrte und das Weiterlesen erschwerte!). Am Ende schwirrte mir jedenfalls der Kopf ... und bis heute habe ich es nicht hinbekommen, diese Rezension zu schreiben.

Ich muss dazu sagen, dass ich bereits in dieses Buch verliebt war, als die liebe Frau Benkau es in Leipzig in einem Interview mit mir ganz kurz erwähnt hat. Ab da an wusste ich, dass es genau der richtige Lesestoff für mich sein würde. Dementsprechend habe ich Himmelsfern schon lange entgegen gefiebert und hatte dadurch und durch die Dark Canopy/Dark Destiny Dilogie, die mich damals umgehauen hat, ziemlich hohe Erwartungen ...

... die übertroffen wurden.

In Himmelsfern geht es um Noa, ein nach außen hin eher unauffälliges siebzehnjähriges Mädchen, das zusammen mit ihrem Vater in einer eher tristen Gegend wohnt. Das einzig Aufregende an ihrem Leben scheint ihr feurig-gefährliches Hobby Poi zu sein, ansonsten ist sie ein total normaler Teenager. Doch dann hört sie im U-Bahn-Tunnel plötzlich diese seltsame Stimme, die sie bittet, nicht in die nächste Bahn zu steigen. Im Nachhinein weiß Noa auch warum, denn die U-Bahn entgleist. Nur weil sich jemand quasi auf sie geworfen hat, hat sie überlebt. Um sich bei ihrem "Schutzengel" zu bedanken, macht sie sich auf die Suche nach ihm, und findet dabei so viel mehr ... etliche Geheimnisse, eine Art Krieg und die Liebe. Doch ihm und ihr bleiben nur zwei Wochen, um seine Verwandlung zu stoppen. Ein Kampf gegen die Zeit beginnt. 

Und dieser Kampf (und alles andere auch!) hat mich beim Lesen emotional so richtig fertig gemacht. So, wie es nur der Benkau-Schreibstil schafft: mit so wunderbaren Metaphern und Formulierungen, mit ein bisschen Poesie, ganz viel Ehrlichkeit und einer düsteren, grau-in-grauen, aussichtslosen Grundstimmung, die einen hoffen und bangen lässt bis zum letzten Satzzeichen.

Ab und zu schreitet die Handlung etwas sehr langsam voran, aber das allgemein eher gemächliche Tempo des Buches passte zu den Charakteren, zu der Entwicklung der Beziehung, zu der Story, sodass ich mich ihm gern angepasst habe. Und einige rasante Stellen gab es schließlich auch noch.

Einziger Kritikpunkt: Man hat schon sehr gemerkt, dass die Geheimniskrämerei des Protagonisten gewollt und manchmal erzwungen war, denn, mal ehrlich, der gute Kerl hätte einfach die gesamte Spannung rausgenommen, hätte er etwas verraten. Da es aber gut verpackt war und Noa angemessen reagiert hat, hat es mich meistens nicht gestört. Aber manchmal, da hätte ich ihn trotzdem am liebsten gegen die nächstbeste Wand geklatscht.  

Die Charaktere sind, wie schon in Dark Canopy/Dark Destiny, wieder sehr authentisch dargestellt. Gerne habe ich Noa auf ihrem Weg voller Rätsel, Leid und Liebe begleitet. Sie ist eine so schön unaufdringliche und ehrliche Haut, mit dem man sich als Leser gut identifizieren kann. Außerdem hat sie dieses außergewöhnliche, gefährliche Hobby, über das man gerne mehr erfahren möchte, weil es einem schon beim Lesen Nervenkitzel beschert. 

Allesamt sind sie mir schnell ans Herz gewachsen, sowohl die beiden Protagonisten als auch all die liebevoll ausgearbeiteten Nebencharaktere. Ganz besonders angetan hat es mir hierbei Corbin, der knallharte, scheinbar stets grummelige, große Bruder des männlichen Hauptcharakters. Aber auch Noas lässiger Vater, ihr bester Freund Dominic, der es tatsächlich schafft gut auszusehen, charmant und cool zu sein und aber gleichzeitig Opfer eines anderen Jungen aus dem Viertel zu sein, oder Emma mit ihren tiefschwarzen Augen, die beides können, einen das Fürchten lehren und einem all ihre Verletzlichkeit zeigen.

Schlussendlich bleibt mir nur zu sagen: Für mich war Himmelsfern das perfekte Gesamtpaket und ich kann es nur jedem empfehlen, der auf Geheimnisse, überraschende Wendungen und auf nicht ganz so typische, nicht ganz so kitschige Liebesgeschichten steht.

Es gibt im Übrigen auch einen kleinen e-Short, den ich allen, die (wie ich) ein Herz für Nebencharaktere haben, nur wärmstens empfehlen kann. Er heißt Himmelsnah und zeigt euch eine ganz andere Seite vom unfreundlichen, harten Corbin.


Fazit: 

Himmelsfern punktet nicht nur mit dem Benkau-Schreibstil, der längst viele Fans und Wiedererkennungswert hat, sondern auch mit einer unverbrauchten, tollen Idee, überraschenden Wendungen, authentischen Protagonisten, Nebencharakteren zum Verlieben und einem Happy-End, das irgendwie doch nicht so richtig eins ist (zumindest nicht für alle!). Und es gehört für mich auf jeden Fall zu den Highlights des Herbstprogramms (wenn nicht des ganzen Jahres!); dafür verteile ich mit Freuden 6 von 6 Wombats und spreche eine Leseempfehlung aus!


1 Kommentare:

Wonder_ hat gesagt…

Mir hats auch gut gefallen, aber irgendwas hat mir noch gefehlt...
Aber ich hab auch geheult ohne Ende, die Liebesgeschichte ist einfach nur wunderschön :'(

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