Mittwoch, 28. November 2012

[MüdL] Rezension zu Auf den ersten Blick von Danny Wallace

*Leseprobe*
  • Broschiert: 496 Seiten
  • Verlag: Heyne Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-13: 978-3453409736
  
Rückseitentext:

Gibt es Liebe auf den ersten Blick? Jason glaubt nicht daran. Ganz im Gegenteil, seitdem ihn seine letzte Freundin verlassen hat, sieht er in Sachen Liebe schwarz. Bis er eines Tages einer jungen Frau beim Einsteigen in ein Taxi hilft. Sie schaut ihn an, und bei Jason macht es klick. Doch bevor er auch nur ein Wort herausbringt, ist das Taxi weg.
Zurück bleibt eine Einwegkamera mit zwölf Fotos. Jason zögert, doch dann lässt er die Bilder entwickeln und macht sich mithilfe seines Kumpels Dev auf die Suche nach der Unbekannten. Eine witzige und hinreißend romantische Odyssee durch London beginnt.

Der erste Satz:

          Es passierte an einem Dienstag.

Das sagt Lucy:

Ich habe mir dieses Buch gekauft, weil es verglichen wurde mit Zwei an einem Tag, das zu meinen Lieblings-Liebesgeschichten überhaupt gehört. "Charmant wie David Nicholls' Zwei an einem Tag - ein wunderbares Lesevergnügen." steht auf der Rückseite von Auf den ersten Blick. Dieser eine Satz und die Tatsache, dass die gesamte Geschichte in London spielt, waren also mein Kaufgrund.

Nun muss ich leider sagen, dass mir während und nach dem Lesen nie in den Sinn kam, dieses Buch mit Zwei an einem Tag zu vergleichen und dass die versprochene Schnitzeljagd durch London viel weniger London enthält, als ich gehofft hatte. Trotzdem, charmant war es. Auf den ersten Blick ist ein wunderbar unterhaltsames Buch, mit einem ungewollt-witzigen, bemitleidenswerten Protagonisten.

Jason ist fix und alle, als er via facebook erfährt, dass seine Ex-Freundin Sarah im siebten Himmel schwebt und schon bald heiraten wird. Vor allem, weil das letzte Spannende, an das er sich aus seinem Leben erinnert, folgende Statusmeldung ist: Jason Priestley ... isst gerade Suppe.

Doch dann schlägt das Schicksal zu, oder der Zufall, oder diese 35-mm-Einwegkamera (wie man's will!): In der Charlotte Street begegnet er eines Tages einer wildfremden, schönen Frau. Sie hat sich ein Taxi gerufen, hat allerdings Probleme beim Einsteigen, da sie so voll bepackt mit Einkaufstüten ist. Er bietet ihr seine Hilfe an, sie bedankt sich lächelnd, er hält ihre Tüten, bis sie eingestiegen ist, sie bedankt sich ein weiteres Mal, lächelt noch ein mal, und dann ...

... tja, dann ist der Moment auch schon wieder vorbei.

Ich muss sagen, ich hatte danach (und bei dem Titel) eine Story erwartet, die sich um einen Typen dreht, der alles in Bewegung setzt und nichts ungetan lässt, um dieses unbekannte Mädchen wieder zu finden, in das er sich auf den ersten Blick unsterblich verliebt hat. Ich hatte etwas Witziges erwartet, aber auch etwas Schnulziges. Doch dieses Buch hat mich überrascht. Ich meine, ja, was ich gerade geschrieben habe, ist natürlich der Plot der Geschichte, aber nicht das unbekannte Mädchen und ein Kerl mit rosaroter Brille stehen im Vordergrund. Viel mehr ist Auf den ersten Blick ein Roman, in dem es um die Hoffnung geht und darum, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen - "den Moment zu nutzen", wie Jasons bester Freund es nennt bzw. "etwas wahr zu machen", wie Mr. Priestley seinen Schülern gerne vorgepredigt hat, als er noch kein fauler Journalist, sondern Lehrer gewesen ist. 

Jason ist nicht sofort Feuer und Flamme für die unbekannte Frau, die ihn angelächelt hat, als sie in das Taxi stieg. Zunächst ist sie einfach nur hübsch und sie hat ein schönes Lächeln. Aber nicht einmal an ihre Augenfarbe kann Jason sich genau erinnern. Er ärgert sich nur, dass er den Moment mal wieder nicht genutzt hat (was so ein Insider-Ding zwischen ihm und seinem besten Freund Dev ist; die beiden nutzen nämlich nie irgendwelche Momente und halten sich für die größten Loser) und dass alles, was ihm von eben diesem Moment geblieben ist, eine beschissene 35-mm-Einwegkamera ist, die ihr gehört. Nach ein, zwei, drei Bierchen zu viel kommen die beiden Männer auf die glorreiche Idee, die Fotos entwickeln zu lassen und sich mit allen Hinweisen, die sie darauf finden, auf die Suche nach der fremden Schönen zu machen. Dabei geht es vordergründig erst einmal nur um männlichen Stolz, darum, endlich einmal etwas richtig Heldenhaftes zu machen. Erst nach und nach merkt Jason, dass es ihm wirklich wichtig ist, sie zu finden, weil sie tatsächlich die Richtige sein könnte.

Geschrieben ist das Ganze aus der Ich-Perspektive und ab und zu kann es auch einmal vorkommen, dass der Leser a lá "Sie fragen sich bestimmt, ...?" direkt angesprochen wird.Der Schreibstil ist simpel, aber so was von amüsant. Ich habe sooft loslachen müssen beim Lesen. Und man leidet und fühlt auf jeden Fall mit dem Männergespann Jason und Dev mit; auch wenn ich nicht immer verstehen konnte, warum sie nun schon wieder dieses oder jenes anstellen.

Aber auch die Sicht des unbekannten Mädchens bleibt uns als Leser nicht vollkommen verborgen, denn es gibt ein paar Kapitel, die ihre Blogeinträge abgedruckt haben. Darin erfährt man ein bisschen über sie und ihr Leben. Aber nur zusammen mit all den Jason-Kapiteln kann man die Puzzleteile zusammenfügen, die einem hingeworfen werden.

Fazit: 

Auf den ersten Blick ist charmant und ein wunderbares Lesevergnügen, um das Zitat von Net-A-Porter auf der Buchrückseite zu verwenden. Es ist eine durch und durch unterhaltsame Geschichte, anders als erwartet und mit Charakteren, die man einerseits einfach lieb haben muss, man sich andererseits aber auch denkt: Auf was für einen Irrenhaufen hab ich mich da nur eingelassen?
Dafür gibt es von mir gute 4 Wombats!


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